Fesselnd und mitfühlend

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cynthiam Avatar

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Benedict Wells ist ein Meister der Worte und ein echter Künstler, wenn es darum geht große Emotionen in seine Bücher zu stecken und ein Erlebnis zu schaffen, das noch lange nachklingt. So auch bei Hard Land.

Zum Inhalt: "In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb." Das ist der erste Satz in einem Buch, über die Bedeutung erster Sätze, über Liebe und Freundschaft, über Verlust und das Erwachsenwerden. Sam lebt mit seinen Eltern in Grady, einem dieser kleinen aussterbenden Städtchen in Missouri. Seine Mutter ist krebskrank und sein Vater nach Schließung der örtlichen Fabrik arbeitslos. Das Leben ist trist, Sam ein Außenseiter und die Ferien für ihn ziemlich perspektivlos. Um nicht zu seinen Cousins, die ihn schikanieren, geschickt zu werden nimmt er einen Job im örtlichen Kino an. und auf einmal erlebt Sam einen Sommer der alles verändert. Zum ersten Mal hat Sam echt Freunde, verliebt sich und sieht in Grady mehr als ein totes Kaff im Nirgendwo. Doch dann stirbt seine Mutter. Und seine Freunde gehen ans College. Und Sam bleibt allein zurück, mit einem Vater, zu dem er keine Verbindung spürt.

Ich liebe, liebe, liebe dieses Buch. Es ist eine Hymne an die Freundschaft, an Menschen, die einen so nehmen wie man ist, mit allen Macken und Makeln. Es zeigt, dass zu hause kein Ort ist, sondern die Personen die ihn mit Wärme und Liebe füllen. Es ist ein kluges Buch über das Erwachsenwerden, über Einsamkeit, über Vorurteile. "Euphancholie" beschreibt für mich sehr gut, was ich während des Lesens gefühlt habe. Ich habe um Sams bücherverliebte Mutter getrauert, die Miniaturtiere gesammelt hat und unbedingt nach Rom reisen wollte. Ich hab jauchzend über die fünf Wellen gesurft und habe im wiedereröffneten Larry's getanzt. Ich war ab der ersten Sekunde mittendrin.

Benedict Wells schreibt Bücher mit Emotionen zum anfassen. Der Leser ist immer hautnah bei allem dabei, was geschieht. das ist ein Talent, was ich zutiefst bewundere. Und jedes Mal, wenn ein Buch zu Ende geht, wünschte ich, ich könnte noch verweilen. Noch einen Sommer in Grady verbringen. Diesem Ort, an mancher so glücklich war, war niemals wieder im Leben.