Ist das, was es verspricht, aber eben auch nicht mehr

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
wort.bildung Avatar

Von

„Hard Land“ ist Neuland für mich. Neuland, nicht nur weil ich diesen Roman das erste (und vermutlich auch das letzte Mal, aber dazu gleich mehr) gelesen habe, sondern weil ich auch gänzlich jungfräulich bin, was den Autoren Benedict Wells angeht. Nachdem Wells nahezu durchweg in den höchsten Tönen gelobt wurde, sich vor allem um seinen zuletzt erschienen Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ fast schon eine eigene Wells-Religion auftat, hatte ich hohe Erwartungen an den Erfolgsautoren und sein neues Projekt. Tja.

Ich kann nicht sagen, dass mir die Geschichte von Sam überhaupt nicht gefallen hat. Sam, einem unsicheren, ängstlichen Teenager irgendwo in Missouri in den 80er Jahren, der den tragischsten, aber gleichzeitig auch besten Sommer seines Lebens erlebt. Angekündigt als eine Hommage an 80’s-Coming-of-Age-Filme hat „Hard Land“ für mich seine Rolle erfüllt. Mich mitgenommen in eine Zeit vor meiner eigenen, mich emotional gefesselt, Bilder und Stimmungen erschaffen, ohne dabei aufdringlich zu sein.

Ob sich Orte, Personen, Motive wiederholen oder nicht, ist mir, um ehrlich zu sein, völlig egal, so lange ich gut unterhalten werde. Und das wurde ich. An gewissen Stellen ist Kreativität auch einfach mal ausgeschöpft, ja. Ich für mich beurteile das Buch jedoch als eine für sich stehende Geschichte und nicht als Teil eines Kanons, indem das Rad immer und immer wieder neu erfunden werden muss. Ich fand die im Roman enthaltenen Referenzen und Anspielungen auf eine bestehende Popkultur letztlich sogar ganz witzig, wenn auch vorhersehbar. Trotzdem muss auch ich sagen, dass mich die Geschichte auf der Zielgeraden eben nicht komplett weggefegt hat. So wie Cameron in der Geschichte einmal lächerlich viel Anlauf genommen hat, um über ein Lagerfeuer zu springen, und letztlich doch kurz vorher stoppt, hatte ich das Gefühl, dass Wells zum Ende der Geschichte seinen Schwung verloren hat.