Mitreißende Coming-of-Age-Geschichte

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gaia Avatar

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Von allein hätte ich mir diesen Roman eigentlich gar nicht gekauft. Nun war er aber in der Büchergilde Abobox und ich musste mich damit "arrangieren". So dachte ich jedenfalls. Aber diese Lektüre war definitiv mehr als nur ein notdürftiges Arrangement. Wells beschreibt sehr feinfühlig aus Sicht des 15-/16Jährigen Sam dessen Geschichte über Verlust, Liebe und Freundschaft in der Mitte der Achtziger Jahre.

Der Roman liest sich nicht nur leicht und fluffig runter, sondern entwickelt eine ungeahnte Tiefe, was die Charakterentwicklung Sams angeht. Man möchte fast sagen "süß", wie er die Geschehnisse des Sommers 1985 im Rückblick erzählt, Warum "süß"? Weil nur ein Jahr dazwischen liegt und er nur einen Sommer später - wie es Kinder und Jugendliche so an sich haben - auf die scheinbar weit zurückliegende Vergangenheit schauen. Nicht nur dieses Stilmittel sondern auch die Art von Sams Gedankengängen und Betrachtungen wirken äußerst authentisch. Und nicht nur Sams Erzählung wirkt authentisch, sondern auch das gesamte Feeling der 80's, das mit diesem Roman heraufbeschworen wird.

Mit hat an diesem Buch gefallen, dass Wells mit dem Thema "Coming-of-Age" auch kreativ auf der Metaebene umgeht. Nicht nur ist es Thema des Romans, sondern auch eines in der Geschichte um Sam immer wieder auftauchenden Gedichtband eines Poeten dieser kleinen, verlassenen Stadt in Missouri. Schön gemacht.

Insgesamt hat mir die Lektüre dieses "unerwarteten" Buches sehr gut gefallen. Ich hätte mir ein kleines bisschen mehr Unvorhersehbarkeit im Plot gewünscht, dabei handelt es sich jedoch um Jammern auf hohem Niveau. Ein empfehlenswertes, leichtes "Sommerbuch" für zwischendurch, was ich bei 4,5 Sternen ansiedeln würde.