Flieg, Pia, Flieg!

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sabisteb Avatar

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Pia, 42, Floristin in Bad Zwischenahn und allein erziehende Mutter eines schwer pubertierenden siebenzehnjährigen Jungen. Als wäre das nicht genug, ließ sie der Erzeuger ihres Sohnes auch noch mit einem großen Haufen Schulden sitzen und hat sich seit Jahren nicht mehr gemeldet. Pia kommt mit 3 Jobs mehr schlecht als Recht über die runden als sie eines Tages auch noch eine alte Frau überfährt. Wer hätte gedacht dass dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein sollte.

Alleinerziehende Mutter mit Schulden auf dem Weg zum Glück. Ja das beschreibt es wohl ganz gut. Natürlich muss sie erst einmal durch ein Tal der Tränen, das gehört sich so, aber zum Schluss wird alles gut. Das Buch liest sie wie einer der ZDF Familienfilme nach 20 Uhr. Man fängt an und weiß wie es weitergeht und aufhören wird, dabei sind einige Wendungen einfach nur unglaubwürdig und konstruiert, wie die ganze „Wer wird Millionär“ Episode.

Dieser Roman hat durchaus wundervolle Aspekte, vor allem die Freundschaft zwischen Hilde und Pia. Diese Freundschaft über die Generationengrenze hinweg ist äußerst erfrischend, vor allem weil Hilde oft jünger und energischer wirkt als die viel jüngere Pia. Hilde nimmt kein Blatt vor den Mund, und macht durchaus auch mal ein Witz über das näher rückende Ableben.

Pia hingegen geht mir teilweise einfach nur auf die Nerven. Sie ist nur mit sich und ihren Problemen beschäftigt und kümmert sich dabei wenig um ihren Sohn. Sie verschwindet einfach mal für eine Nacht bei ihrem Liebhaber und lässt ihren Sohn allein und ärgert sich dann ihn bekifft mit Freunden im verwüsteten Wohnzimmer vorzufinden. Sie vergisst, dass er auf Konzerte wegfährt, oft denkt sie gar nicht an ihn und er scheint häufig erwachsener als sie, besonders als sie nach ihrer Spontankündigung schmollend im Bett liegt.

Ja Pia ist in gewisser Weise eine patente Frau, sie hebt sich von anderen Chick-Lit Characteren durchaus ab, aber sie ist oft auch ein typisch dummes Weibchen wie eben in den anderen Romanen, nur nicht so lustig. Eine Mischung aus eine Frau geht ihren Weg und ach ich bin so eine hilflose allein erziehende Mutter gepaart mit einigen unglaubwürdigen, teils sehr gezwungenen Wendungen.

Ich kann nicht verstehen, warum Pia keine Privatinsolvenz angemeldet hat, da wäre sie schon längst schuldenfrei, des weiteren hätte ich die Adresse meines Ex den Schuldnern sofort verraten und ihn seine Schulden selber zahlen lassen. Überhaupt ist der ganze Schluss unglaubwürdig und irgendwie glatt gebügelt. Es wirkt, als währe Pias schweres Opfer nur eingebaut worden, damit die Geschichte nicht zu perfekt endet.

Des Weiteren sind die Personen dieses Romans unterschiedlich gut charakterisiert. Da ist zum einen Pia, die Hauptperson. Sie ist eine sehr klischeehafte allein erziehende, chaotische Mutter und durchaus soweit realistisch und lebendig dargestellt. Auch Hilde Liebig ist eine wunderbare Person, auch wenn sie nur eine Nebenrolle spielt, so scheint sie oft lebendiger und echter als Pia. Schlimm jedoch sind Felix, Pias Exchef und Wer wird Millionär Junkie und Hildes Sohn, die wirken wie Karikaturen ohne wirklich witzig zu sein.

S: 112 dann ein wirklich gruseliger Fehler. Womit atmen Bäume mit Baumspalten. Arrrrg, die atmen mit Stomata oder Spaltöffnungen nicht mit Baumspalten!

Fazit: Nett, mehr nicht. Ohne die Figur der Hilde, die mich stark an meine Großtante erinnert, währe der Roman gähnend langweilig gewesen.