Beklemmendes Familienporträt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
books 4ever Avatar

Von

Die 6-jährige Liv lebt mit ihrem Vater Jens und ihrer Mutter Maria auf einem abgelegenen Hof im nördlichen Teil einer kleinen Insel, dem Kopf. Wie auch schon sein Vater sammelt Jens krankhaft alle möglichen Dinge, die ihm bei seinen Streifzügen über die Insel in die Hände geraten. Zudem leidet er unter der ständigen Angst, seine einzige Tochter Liv verlieren zu können. So kommt es, dass er seine Tochter schließlich eines Tages als ertrunken meldet und diese sich fortan immer öfter in einem Container auf dem Hof verstecken muss. Mit der Zeit entwickelt sich Jens Liebe zu seiner Tochter mehr und mehr zu einer gefährlichen Obsession.

Für „Harz“ wurde Ane Riel zurecht mit vier skandinavischen Krimipreisen ausgezeichnet. Detailliert und schonungslos schildert die Autorin das Leben der Familie Haarder auf ihrem einsamen Hof. So erlebt der Leser hautnah mit, wie sich die Familie immer mehr von der restlichen Inselbevölkerung abschottet und die kleine Liv zusehends in völliger Isolation aufwächst.

Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Liv, ihrem Vater Jens und ihrer Mutter Maria, welche in Form von Briefen an ihre Tochter zu Wort kommt, geschildert. Besonders deutlich werden die Folgen dieser Isolation, wenn die kleine Liv von ihrem Alltag erzählt. Für sie ist es völlig normal, zwischen all dem Schrott zu leben, den ihr Vater über all die Jahre angesammelt hat, und nachts allein auf Beutezug durch das Dorf zu gehen. Bereits zu Beginn des Buches schildert sie völlig nüchtern, dass sie gesehen hat, wie ihr Vater ihre Großmutter umgebracht hat. Ein wirklich schockierender erster Satz und noch dazu, wenn er von einem 6-jährigen Mädchen kommt.
Im Laufe der Handlung gerät die Situation auf dem Hof mehr und mehr außer Kontrolle. Jens Haarder wird nur noch von dem verzweifelten Obsession getrieben, seine Tochter vor der Außenwelt zu schützen, da er fürchtet, sie eines Tages verlieren zu können. Dabei greift er zusehends zu immer drastischeren Maßnahmen.

„Harz“ ist ein beklemmendes und düsteres Familiendrama. Die Autorin nimmt sich viel Zeit, um das Leben der Familie Haarder zu schildern und man erhält tiefe Einblicke in das Innenleben der einzelnen Familienmitglieder. So kann man - zumindest ansatzweise - nachvollziehen, warum Jens so ist, wie er ist und wie er diesen Weg einschlagen konnte. Ein spannender Krimi der etwas anderen Art mit Gänsehautgarantie!