Psychogramm eines Messis

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kikiwee17 Avatar

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"Harz" von Ane Riel ist ein im btb Verlag erschienener Thriller, der mit dem skandinavischen Krimipreis ausgezeichnet wurde.

Das Cover ist klar strukturiert und die großen Buchstaben des Titels sind harzfarben ausgefülllt und zeigen Pflanzenbestandteile als Einschluss, was gleich an Bernstein erinnert. Insgesamt gefällt mir das Cover gut.

Worum geht es? Das Buch erzählt die Geschichte der kleinen Liv, die mit 6 Jahren von ihrem Vater Jens als tot gemeldet wurde -ertrunken im Meer. in Wirklichkeit soll sie nicht zur Schule gehen, der Vater möchte sie ganz nah bei sich behalten, deshalb muss sie sich fortan verstecken, wenn Fremde in die nähe des Hofes kommen.

Geschrieben ist das Buch größtenteils aus der Sicht von Liv, es gibt aber auch Briefe ihrer Mutter und Erzählungen aus der Vergangenheit, als ihr Vater Jens noch ein Kind war, so dass man ein sehr umfassendes Bild der Familie erhält.

Ich fand das Buch beklemmend, bedrückend, ekelerregend und grausam, trotzdem war es für mich kein Thriller im herkömmlichen Sinne. Es ist das Psychogramm eines zutiefst kranken Menschen, der mit seiner Obsession, Dinge zu sammeln, seine ganze Familie zerstört. Er hat in meinen Augen kein Gewissen, vermittelt seinr Tochter nicht, was Recht und Unrecht ist. Liv kann man einfach nur bemitleiden. Und auch ihre Mutter kann (und will) ihr nicht helfen. Gefangen in absoluter Lethargie frisst sie -im wahrsten Sinne des Wortes- alles in sich hinein, wird immer fetter und kann letztendlich das Schlafzimmer nicht mehr verlassen.

Ich war beim Lesen oftmals so wütend, dieser kranke Vater, dem die Tochter bedingungslos vertraut, die ihm alles glaubt, was er ihr erzählt. Und die schwache Mutter, die in keinster Weise eine Hilfe ist. Dazwischen die kleine Liv, die keine andere Lebensituation kennt. Mir hat sich beim Lesen, gerade während der letzten Kapitel wirklich fast der Magen umgedreht.

Mein Fazit: Ein zutiefst verstörendes Buch, das mich in der Schilderung der Lebensbedingungen durchaus gefesselt hat. Allerdings hat es auch keine überraschenden Wendungen geboten. Für mich war es recht vorhersehbar. Kein Thriller im eigentlichen Sinne und deshalb nicht das, was ich erwartet habe.