Was im Sarg gesagt wurde, blieb im Sarg...Beklemmend und verstörend aber absolut großartig!

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duenefi Avatar

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"Harz" ist harter Tobak, das geht direkt an die Psyche!
Liv wächst auf dem Kopf auf, dort gibt es nur den Hof ihrer Familie, abgeschieden vom Rest der Insel. Ihr Leben verläuft anders als das anderer Kinder, ganz anders. Liv wird vor der Außenwelt versteckt, bevor sie zur Schule kommt und so Kontakt zur Außenwelt hätte...weil ihr Vater Jens obsessiv an seiner Familie hängt und sie ganz für sich allein haben will.
Jens ist ein absoluter Messie, er kann sich von nichts trennen und häuft Lebensmittel, Schrott und alles andere in und ums Haus an. Er ist total gestört, der Zutritt auf seinem Grund und Boden ist verboten und es sind diverse Fallen eingebaut, die unerlaubtes Eindringen verhindern sollen.
Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert, anfangs z.B. erfährt der Leser aus Livs Sicht, wie ihr Vater die Oma mit einem Kissen erstickt. Und dass immer nachts auf Diebestour in Korsted gegangen wird.
Das ist so subtil geschildert, still und trotzdem dramatisch, dass es sowohl skurril und morbide ist als auch zum Kopfschütteln verleitet.
Desweiteren wird bereits am Anfang des Buches klar, warum der Vater so eine Klatsche hat und dass ja scheinbar auch die Mutter getötet (gemästet, überfüttert) wird...und was passierte mit Carl?!?
Liv hat keine anderen sozialen kontakte als ihre Familie, für sie ist es vollkommen normal, wie sie aufwächst. Allerdings hat auch sie Gefühle wie Trauer oder Angst, die sie dann aber nicht selbst auslebt, sondern auf ihren Zwillingsbruder carl überträgt. Nur so ist es wahrscheinlich möglich, die Dinge auszuhalten, die ihrer kleinen Seele zugemutet werden... Dieses Buch von Ane Riehl ist absolut kein Standard, das Lesen fesselt und wühlt auf, nichts für schwache Nerven aber beeindruckend und großartig!