Gute Idee, schlechte Umsetzung

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dodona Avatar

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Ich lese gerne Geschichten mit der Premisse "Was wäre wenn?" - und dass die Mauer nie gefallen ist, Deutschland immer noch geteilt ist und irgendwie mit der Digitalisierung klar kommen muss und dem Drang der Jugend, das ist gar nicht mal so weit hergeholt.
Soweit zu gut. Der Roman startet in einem Hochsicherheitsgefängnis im Osten und gibt schon mal eine gute Richtung vor.
Zwischen den Kapitel gibt es immer wieder kurze Meldungen, die einen Einblick in die Gesellschaft der beiden deutschen Länder bietet - Hashtags, Berichterstattungen etc. Es gibt sogar ein DDR-Pendant zu DSDS, was ich eine witzige Idee fand.
Aber wenn die Charaktere nicht funktionieren, oder gar unsymphatisch sind, dann bringen auch die besten Ideen leider nichts. Mit dem westdeutschen Youtuber Lonzo, der im Grunde eine Kopie unseres Rezos ist, hatte ich echt große Schwierigeiten. Man hat gemerkt, dass da jemand versucht ein Bild einer Person zu zeichnen, die sie selber gar nicht versteht. Der Einbau der vermeintlichen Jugendsprache war peinlich. Auch fehlte eine richtige Konsequenz oder gerade Linie. Beispielsweise heißt es, dass Lonzo als moderner Journalist erntsgenommen werden will und nicht nur als Youtuber, dann macht er aber plötzlich gedanklich eine komplette Wendung und gibt zu, dass er ja gar kein Journalist sein will, oder auch nicht den Anspruch hat und eben Youtuber ist. Hä? Wozu waren dann also die ganzen Seiten davor?
Somit komme ich auch zum Schreibstil - hat mir leider so gar nicht gefallen, was vor allem daran lag, dass es eine Art "Oberlehrerton" gegeben hat. Es wurde sehr viel erklärt, meiner Meinung nach zu viel, was den Lesefluss und den Verlauf der Story immer wieder so stark unterbrochen und verlangsamt hat, dass ich nur noch wenig Lust hatte am Ball zu bleiben.
Es hat auch gar keinen richtigen Spannungsaufbau gegeben, die Geschichte plätscherte so vor sich hin, was vor allem auch an den ständigen Erklärungen lag, die den Fluss unterbrachen.
Nicht jeder, der eine gute Idee hat, kann diese auch vernünftig schriftlich umsetzen und sich Autor schimpfen.