Origineller und spannender Plot, allerdings nicht sehr realitätsnah! 3,5 Sterne

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nordlicht Avatar

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Inhalt
Im Verlaufe weniger Wochen verschwinden mehrere Männer und Frauen, zwischen denen augenscheinlich keine Verbindung besteht. Gemeinsam ist diesen Fällen nur, dass die Betroffenen mit den Worten „Hast du Zeit“? angesprochen und betäubt werden, anschließend werden sie verschleppt.
Lars Erik Grotheer, ein ehemaliger Polizeibeamter, wird von seiner Tochter Michelle gebeten, ein wachsames Auge auf Michelles Kollegin Conny zu werfen, die sich verfolgt fühlt. Leider kann er Conny nicht helfen, doch nun ist er hochmotiviert, ihren Mörder zu finden. Zusammen mit der Fotografin Lilly Costanzo, deren Lebensgefährtin Felicitas entführt wurde, beginnt er, auf eigene Faust zu ermitteln, da die zuständige Polizeidienststelle seiner Meinung nach nicht genügend Einsatz zeigt.
Grotheer und Lilly stellen fest, dass der Entführer schon länger aktiv sein muss als zunächst angenommen. Bereits im Jahr 2020 sind zwei Personen verschwunden, aufgrund von Nachrichten, die diese Personen vermeintlich selbst von ihren Handys verschickten, wurde von einem freiwilligen Wechsel des Lebensumfeldes ausgegangen. Nach einer längeren Pause häufen sich nun die Vermisstenfälle dramatisch.

Beurteilung
Die Handlung des durchweg spannenden Thrillers verläuft in zwei Handlungssträngen. Die fortlaufende Handlung beschäftigt sich mit den Entführungen einiger Menschen, die – so sieht es jedenfalls zunächst aus – willkürlich ausgewählt werden. Diese Menschen werden in rascher Abfolge vorgestellt, für den Leser ist dies relativ verwirrend, da keinerlei Motiv für die Entführungen, auf die keine Lösegeldforderungen folgen, erkennbar ist. Eine Gemeinsamkeit kristallisiert sich allmählich heraus: Die Angehörigen der Vermissten erhalten jeweils ein Paket mit einer Sanduhr aus türkisfarbenem Glas – eine Verkaufsstelle für solche Sanduhren lässt sich nicht ermitteln. Der zweite Handlungsstrang wird als Ich-Erzählung des Entführers präsentiert, diese Kapitel sind mit „Hinter der Zeit“ überschrieben und berichten in Rückblenden über die Kindheit und Familiensituation des Täters. Auch in diesem Handlungsstrang dauert es recht lange, bis man das - ziemlich abstruse - Motiv für die Taten des Entführers begreift.
Mit den Ermittlungsfortschritten von Grotheer und Lilly steigt die Spannung noch einmal rasant an, zumal die beiden, die zwar beharrlich, aber nicht unbedingt vorausschauend vorgehen, weitere Menschen in Lebensgefahr bringen. Das Motiv des Täters ist sehr originell und sein Vorgehen ist unglaublich grausam, die unentdeckte Umsetzbarkeit seiner Taten wirkt allerdings sehr unrealistisch.
Deutlich realistischer muten dagegen die Charaktere der Romanfiguren an, die differenziert ausgestaltet sind. Lediglich in Bezug auf den Täter bleiben offene Fragen.

Fazit
Origineller und spannender Plot, allerdings nicht sehr realitätsnah! Für sensible Leser mit Vorsicht zu genießen.