Die Kraft der Worte

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chemangel Avatar

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Ito Ogawas "Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen" erzählt eine leise, aber tief berührende Geschichte, die mich sowohl emotional als auch geistig angesprochen hat. Im Mittelpunkt steht Hatoko, die nach Jahren der Abwesenheit in das Schreibwarengeschäft ihrer verstorbenen Großmutter zurückkehrt. Dort übernimmt sie die Aufgabe, für ihre Kundinnen und Kunden Briefe zu verfassen – feinfühlige, persönliche Botschaften, die weit mehr sind als nur Worte auf Papier. In jeder Zeile taucht sie in die Gedankenwelt der Menschen ein, die sich ihr anvertrauen, und gleichzeitig beginnt ihre eigene Geschichte, sich nach und nach zu entfalten.

Besonders bewegend ist die Auseinandersetzung mit Hatokos schwieriger Beziehung zu ihrer Großmutter, die sie aufgezogen hat. Die Erzählweise ist still und intensiv, fast poetisch, und im Laufe des Buches gewinnt die Großmutter eine neue, unerwartete Bedeutung. Hatoko blickt auf ihre Vergangenheit zurück, lernt, loszulassen und ihre Geschichte anzunehmen. Japanische Traditionen, die Kunst der Kalligrafie und die Bedeutung von Aufmerksamkeit und Zuhören fließen dabei auf subtile Weise in die Erzählung ein.

Dieses Buch ist kein lauter Roman, sondern eine sanfte Einladung zum Innehalten, ein stiller Begleiter für jene, die nach etwas Wahrem suchen.