Es knallt, aber nicht so sehr wie erhofft... schade!

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sarista Avatar

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Inhalt:
Janina träumt seit einem traumatischen Kindheitserlebnis von ihrer perfekten Traumhochzeit. Als sie nun tatsächlich ihren geliebten Markus heiratet, soll es tatsächlich der schönste Tag ihres Lebens werden. Dafür wollen ihr bester Freund Tim und einige andere Freunde des Brautpaares sorgen. Doch trotz Notfallplan geht einiges schief und der Abend scheint verloren, als Markus, der Bräutigam, den verhängnisvollen Satz ruft „Ich glaube, ich habe gerade mit einer anderen Frau geschlafen.“

Gestaltung:
„Hauptsache, es knallt“ erschien als Taschenbuch im Ullstein Verlag und passt von der Gesamtgestaltung sehr gut zu den anderen Büchern von Matthias Sachau. Wieder ist vor einem grellen, einfarbigen Hintergrund – diesmal in Gelb – ein glänzend hervorgehobenes Bild abgedruckt – diesmal passenderweise ein Hochzeitsmotiv. Ein besonderes Extra ist der bedruckte Buchrücken. Alles in allem eine sehr gelungene Gestaltung.
Meine Meinung:
Inhaltlich hält das Buch genau das, was der Klappentext verspricht: eine wirklich verrückte Hochzeit. Bei der Feier von Janina und Markus geht tatsächlich alles schief, was nur schiefgehen kann und der Leser wird mit so vielen verrückten Einfällen überrascht, dass er kaum hinterher kommt. Gerade wenn eine Situation halbwegs entschärft ist, beginnt es an anderer Stelle von neuem. So kommt auf keinen Fall Langeweile auf, leider aber auch kein durchgängiger roter Faden. Schnell drängt sich das im Prolog dargestellte Katastrophenbild in den Hintergrund und damit dann auch die Grundspannung. Zwar amüsiert man sich sehr gut und kann wohl auch kaum einen Handlungsstrang vorher sagen, aber leider bleibt das Gefühl unbedingt weiter lesen zu müssen lange aus. Erst zum Schluss wird das Buch fesselnder und setzt dann zu einem durchaus gelungenen Ende an. Alles in allem gute Unterhaltung, aber ein bisschen mehr erkennbare Planung zum großen Finale hätte nicht geschadet.
Die Charaktere sind genauso verrückt gewählt wie die Handlung. Allen voran Hauptcharakter Tim, der den Hochzeitsrettungsplan anstößt. Er beschreibt sich selbst als Ich-Erzähler erfreulich realistisch und wird auch durch seine Handlungen nicht immer im besten Licht präsentiert. Dadurch kommt er aber sehr dreidimensional rüber und wird dem Leser sympathisch. Bis man wirklich mit ihm mitfühlt, dauert es allerdings leider eine Weile. Tim wie auch die anderen Charaktere werden in den ersten paar Kapiteln zu schnell und zu beschreibend vorgestellt, so dass man lange braucht, um einen Draht zu ihnen zu entwickeln, bei einigen gelingt das nie so ganz. Trotzdem auch Tims Freunde eine wichtige Rolle spielen, lernt man einige Hochzeitsgäste deutlich besser als sie kennen und verstehen. Das ist schade, denn so wurde einiges emotionales Potential verschenkt, von einem ungenutzten Konflikt erfährt man sogar erst im Epilog. Ein weiterer Kritikpunkt an der Charaktergestaltung sind die unzähligen Klischees. Anfangs wirken diese ja noch ganz witzig, aber bei einigen Figuren hätte man sich einen gezielten Bruch der Erwartungen gewünscht. So blieb teilweise nur ein enttäuschtes Seufzen, weil es genau so kam, wie man es beim ersten Auftauchen des Charakters erwartet hatte. Schade, denn an zu wenigen Ideen kann es eigentlich nicht gelegen haben, da der Autor bei der Handlung ansonsten viel Einfallsreichtum beweist.
Der Schreibstil von Matthias Sachau liest sich angenehm und ist sehr gut an den Ich-Erzähler Tim angepasst. An einigen Stellen sind seine Beschreibungen ein wenig emotionslos, aber das gleicht er sehr gut durch Lautmalereien und lustige Einschübe aus.

Fazit:
„Hauptsache, es knallt“ ist ein lustiges Buch, was einige Stunden gute Unterhaltung garantiert. Durch die Schwächen in der Charaktergestaltung bzw. –einführung und den schwächelnden Spannungsbogen wurde aber einiges an Potential der Idee verschenkt.