Subtile Spannung!

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Inhalt
Fünfzehn Jahre nach ihrem gemeinsamen Abitur lädt Marco drei befreundete Klassenkameraden, Anna, Lea und Ferdi(nand) zu einem Wochenende ins Jagdhaus „Waldesruh“ eines entfernten Onkels ein. Das fünfte Mitglied der Clique, Max, der damals Annas Freund war, hat sich kurz nach dem Abitur das Leben genommen. Seiner wollen die Freunde, die in den letzten Jahren nur flüchtig Kontakt gehalten haben, an diesem Wochenende gedenken. Die Wiedersehensfreude ist zunächst groß, doch es zeigt sich schnell, dass die ehemaligen Klassenkameraden sich sehr unterschiedlich entwickelt und eigentlich keine Gemeinsamkeiten mehr haben. Ein weiterer Störfaktor ist die Tatsache, dass Lea einen Fremden mitbringt, nach ihrer Aussage hat sie Frank im Zug kennengelernt und er hat sie freundlicherweise zum Jagdhaus gebracht. Frank wirkt sympathisch, dennoch ist nicht jeder erfreut, in der Gegenwart eines Außenseiters über Vergangenes zu sprechen und Probleme aus dem aktuellen Leben zu offenbaren…

Beurteilung
Der Roman beginnt mit der Ankunft von Anna, die als Erste im Jagdhaus „Waldesruh“ eintrifft. Das Haus liegt abgelegen im Wald, die düstere Atmosphäre des offenbar größtenteils unbewohnten Hauses in der Dämmerung eines kalten Herbstabends wird sehr gut transportiert. Diese Atmosphäre wird mit dem Eintreffen der anderen drei Personen zunächst angenehmer, allerdings wird es bald deutlich, dass es zwischen einigen Personen Spannungen gibt, die nicht nur auf ihre völlig unterschiedlichen Lebenswege und Einstellungen zurückzuführen sind. Besonders der Gastgeber Marco schwankt zwischen extremen Stimmungen, mal ist er albern und total aufgedreht, mal aggressiv – letzteres vor allem, wenn die Unterhaltung auf den früheren Klassenlehrer Treichl kommt, mit dem die ehemaligen Schüler mehr oder weniger unangenehme Erfahrungen gemacht haben und den Marco als engster Freund des verstorbenen Max für dessen Selbstmord verantwortlich macht.
Die unterschiedlichen Charaktere der vier Freunde und des eigentlich uneingeladenen Gastes Frank, dem vor allem Anna mit einem gewissen Misstrauen begegnet, treten deutlich zutage. Anna, aus deren Perspektive der Leser die Ereignisse miterlebt, ist die Einzige der Gruppe, die die Schwierigkeiten in ihrem Leben in den Griff bekommen hat und sie fällt auch an diesem Wochenende durch einen sachlichen Blick auf die Vorfälle auf. Als ein weiterer Mensch ungeplant in das Jagdhaus kommt und die Dinge eskalieren, stellt sie die Stimme der Vernunft dar.
Einige Umstände der Erzählung wirken jedoch nicht vollkommen glaubwürdig, das soll wegen der Spoilergefahr nicht weiter ausgeführt werden.

Fazit
Ein subtil spannender Roman über das Wiedersehen ehemaliger Freunde in einem düsteren Jagdhaus, ein emotional herausforderndes Zusammentreffen mit unerwartetem Verlauf!