Psycho-Urlaub oder Ehedrama spezial?

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mythenmetzfan Avatar

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Der Beginn von Julia Crouchs „Hautnah“ liest sich eher wie ein Ehedrama. Die Frau und Mutter, aus deren Sicht die Geschichte hauptsächlich erzählt wird, ist Grafikdesignerin, ihr Mann ein gutaussehender Theaterschauspieler, der allerdings schon länger ohne große Rolle ist. Das britische Paar hat drei Kinder, die 16jährigen Zwillinge Bella und Olly und den „glücklichen Unfall“ Jack. Einen weniger glücklichen zweiten Unfall hat Lara, die Mutter, allen Andeutungen nach gerade erst abgetrieben, eine Tatsache unter der sie schwer leidet, psychisch wie körperlich. Dies wird sehr ausführlich, beinahe zu anschaulich beschrieben. Marcus, Laras Mann scheint davon überhaupt nichts mitzubekommen, obwohl er von der Abtreibung weiß. Auch sonst kümmert er sich nicht um die Kinder, und eigentlich um gar nichts. Marcus´ Desinteresse, auch in Bezug auf die zum Teil schwere Krankheit des kleinen Jack (er leidet unter schwerem Asthma und hat nachts oft Erstickungsanfälle), scheint einer der Hauptgründe für die ehelichen Spannungen zu sein.
Das führt uns zur Handlung: Um die Ehe wieder zu kitten und noch zu retten fährt die ganze Familie mit Vater Marcus in die USA, weil er dort die Hauptrolle in dem Theaterstück eines alten Schulfreundes angeboten bekommen hat. Als die Familie nach der anstrengenden Reise dort ankommt ist es alles andere als toll. Das versprochene Haus ist ein wenig besseres Dreckloch und es fehlen die meisten wichtigen Dinge zum Leben. Das Theater hat auch schon bessere Tage gesehen, und auch wenn Lara davon träumt, dass die Leute von überall her kommen werden um ihren Mann zu sehen, scheint es doch eher ein Flop zu werden, weil das ganze Dorf wie ausgestorben ist und sich niemand für das Theater zu interessieren scheint. Leider endet die Leseprobe gerade als die Geschichte ein wenig in die Gänge kommt, doch der Beschreibung kann man entnehmen, dass noch seltsame Dinge geschehen werden. Welcher Art diese sein werden, darüber kann man nur spekulieren. Andeutungen werden kaum gemacht, oder zu gut, als dass man sie sofort als solche entlarven würde. Ein sehr interessanter Charakter ist auch Marcus Schulfreund, der das Theater zusammen mit seiner Frau (!) organisiert und inszeniert. Laut Olly ist der aber garantiert schwul und hängt sehr an Marcus´ Lippen, und auch dem Leser entgeht dieser Eindruck nicht.
Aus dieser seltsamen Konstellation kann sich noch einiges entwickeln, und auch wenn das einführende Geplänkel vielleicht etwas länger dauert, so wird doch von Anfang an die Neugier geschürt und spannend erzählt.
Alles in Allem ein spannender Thrillereinstieg, aus dem sich aller Erwartung nach ein packendes Drama entwickeln wird.