Augen auf

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Lara Wayland reist mit ihrem Mann Marcus, den 16-jährigen Zwillingen Bella und Olly und Nesthäkchen Jack, 5 Jahre alt, in die USA. Marcus ist ein eher weniger erfolgreicher Schauspieler und hat durch seinen Bekannten James die Hauptrolle in dessen „schottischem Stück“ bekommen. Er hofft, dadurch von Agenten aus New York entdeckt zu werden. Die Familie begleitet ihn für den Sommer nach Trout Island. Lara hat gerade eine Abtreibung hinter sich und hoffe, ihre Ehe zu retten, in der es nicht mehr zum Besten steht. Doch ihr Leben in den USA verläuft anders als erwartet. Das „Larssen-Haus“, das ihnen die Theatergesellschaft zur Verfügung gestellt hat, entpuppt sich als verschmutzte Bruchbude mit unheimlicher Atmosphäre, das Theater ist ein Provinzbetrieb, der Ort wie ausgestorben. Es geschehen immer seltsamere Dinge…

Da ich bereits „Angsthauch“ von Julia Crouch gelesen hatte, ahnte ich bereits, was mich bei „Hautnah“ erwarten würde. Die Bezeichnung „Thriller“ ist meiner Meinung nach irreführend. Es handelt sich höchstens um einen „Psychothriller“, am ehestens aber um einen „Frauenroman mit Krimielementen“. Das Buch war keineswegs langweilig und hat mir gut gefallen. Ich konnte nur schwer aufhören zu lesen. Aber es handelte sich mehr um eine unterschwellige Spannung. Ich hatte beim Lesen fast die ganze Zeit ein ungutes Gefühl und habe mich gefragt, was wohl als nächstes geschehen wird und wer oder was hinter allem steckt. Gerade die Tatsache, dass das Buch ohne Actionszenen und bluttriefende Darstellungen auskommt, sondern auf einer anderen Ebene spielt, hat mir gefallen.

Obwohl das Buch relativ dick ist, lässt es sich schnell lesen. Man ist sofort mitten im Geschehen und lernt die Hauptpersonen kennen. Die Sprache ist einfach und alltäglich und nicht hochgestochen, so dass es sich flüssig lesen lässt. Ich konnte mir alles gut vorstellen und mich in Lara hineinversetzen. Erzählt wird überwiegend aus Laras, manchmal auch aus Bellas Sicht. Dies hat mir gut gefallen, zumal ich so wusste, weshalb es Spannungen zwischen den Zwillingen gab, die Lara zwar wahrgenommen hat, aber nicht deuten konnte.

Es gab die ein oder andere überraschende Wendung, mit der ich anfangs nicht gerechnet hatte, auf die aber gewisse Hinweise im Buch schon hingedeutet haben. Die Spannung ließ nie nach, weil man wissen wollte, wie das Ganze noch enden würde. Immer im Hinterkopf hatte ich den Prolog, in dem eine unbekannte Leiche entdeckt wird, die Detective O’Halloran „Jane Doe“ nennt, und mich gefragt, um wen es sich wohl handelt. Mit dem Höhepunkt hätte ich nicht gerechnet. Den Schluss des Buches ist meiner Meinung nach aber nicht ganz realistisch.

Das Cover ist schön und hätte im Buchladen mein Interesse geweckt. Ich muss allerdings sagen, dass ich das Bild nicht richtig mit der Handlung in Verbindung setzen kann. Insbesondere passen die herbstlichen Blätter nicht zum Sommer und der Hitze, die oftmals im Buch erwähnt wird. Der Titel ist passend gewählt, auch wenn er mit dem Originaltitel nichts zu tun hat. Der Rückentext verrät zwar sehr viel, aber zum Glück nicht alles.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der einen spannenden Frauenroman lesen möchte und damit leben kann, dass es sich um nicht einen typischen Psychothriller handelt. Wer einen Thriller erwartet, wird enttäuscht werden.