Etikettenschwindel

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sonnenwind Avatar

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Dieses Buch ist ein Etikettenschwindel vom Besten! Auf dem Umschlag steht "Thriller", und dann hat es auch noch einen Aufkleber: "VOX Top Thriller". Aber wir haben hier alles andere als einen Thriller. Nichts ist "thrilling". Eine Familie mit verschiedenen Problemen verbringt einen Sommer im Staat New York. Der Vater ist Schauspieler und hat dort ein Engagement. Aus der familiären Situation heraus entwickeln sich einige zusätzliche Probleme.

Die ersten beiden Seiten ließen einiges an Spannung vermuten. Weiterhin treten Umstände ein, aus denen sich wirklich spannende Handlungsstränge hätten entwickeln lassen. Nur wenn dann nach dem fünften Anlauf zum fünften Mal alles ganz unschuldig aufgelöst wird, verliert man den Spaß daran und kommt zu der Schlußfolgerung, es hier mit Paranoia zu tun zu haben - und das ist nun wirklich alles andere als "thrilling". Ab Seite 100 vergeht einem die Lust am Lesen. Mir sind dauernd die Augen zugefallen, und das nicht, weil ich so müde gewesen wäre, sondern weil das Buch eine dermaßen belanglose Geschichte erzählt, daß ich mich disziplinieren mußte, um nicht abzubrechen. Wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, wäre es im Bücherschrank ganz nach hinten unten gewandert.

Auf den letzten hundert Seiten nimmt die Handlung dann Fahrt auf, aber das kann man auch nicht verfolgen, wenn man die 500 Seiten vorher nicht gelesen hat. Und dafür muß man schon ziemlich zäh sein, wie gesagt.

Nur eine rausgepickte Kleinigkeit, S. 282: "Der Teil von ihm, der sich vor langer Zeit so fest in ihrer DNA verankert hatte, ..." Hä? Die beiden waren mal verliebt ineinander, aber sie sind mitnichten in irgendeiner Weise verwandt!

Fazit: Man verpaßt rein gar nichts, wenn man das Buch nicht gelesen hat. Wer auf Thriller steht, sollte dieses Buch lieber von der Liste nehmen, denn es ist keiner. Vermutlich klebt man neuerdings dieses verführerische Etikett auf jedes Buch, um es verkaufen zu können. Hätte das Buch die Bezeichnung "Roman" gehabt, hätte ich vielleicht einen Stern mehr vergeben, aber so - keine Chance!

Die Sprache ist teilweise recht gut, einige Dialoge ganz nett, mit ironischem Touch und treffend. Aber wer einen Thriller erwartet, wird ganz gemein betrogen! Nachdem ich gehört habe, das war bei dem ersten Buch auch schon so, werde ich die Autorin in Zukunft meiden. Es ist nicht fair, den Leser erst heiß zu machen und dann so billig abzuspeisen. Zwei Sterne gibt es nur wegen der manchmal ganz netten Sprache und wegen der letzten hundert Seiten.