Vom Kopfjäger zum Gejagten

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rebekka Avatar

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Nach Harry Hole jetzt also Roger Brown - ein hervorragender Headhunter mit großem Ego und kleiner Statur. Der liebenswerte Kotzbrocken strotzt vor Selbstbewußtsein, ist sich sicher, überall der Beste zu sein, nur wenn es um seine Frau Diana geht, wird er plötzlich weich wie Butter. Um sie zu verwöhnen, wird er zum Dieb teurer Kunstgegenstände, was so lange gut geht, bis er an jemanden gerät, der mindestens ebenso gut, clever und findig ist, dafür aber doppelt so skrupellos. Danach lebt er in einer verkehrten Welt - jetzt ist er nicht mehr "Kopfjäger", jetzt ist er der Gejagte.

Ob Jo Nesbo seines Serienhelden Hole überdrüssig war oder ob er einfach Lust hatte, mal eine andere Art von Thriller zu schreiben, weiß wahrscheinlich nur er allein. Das Ergebnis jedenfalls kann sich sehen lassen: Vom etwas langatmigen Anfang abgesehen (deswegen ein Stern Abzug)  ist dieser Roman so spannend, einfallsreich und nervenzehrend wie man sich nur wünschen kann. Spätestens ab Seite 160  dürfte es dem Leser schwer fallen, das Buch aus der Hand zu legen. Da münden Actionpassagen in überraschende Wendungen, gibt es eklige, witzige, gut durchdachte und unvorhersehbare Szenen, weiß der Leser nicht, ob er dem sympathisch-unsympathischen Roger Glück wünschen oder doch auf ein unseliges Ende hoffen soll.

Zum Schluß hat sich Nesbo noch ein paar schöne Gags einfallen lassen, die den meisten Lesern ein Schmunzeln, wenn nicht gar ein breites Grinsen  entlocken werden. Die Freude ist eben groß, wenn ein Plan gelingt, und sei es auch der eines anderen!

Alles in allem ein schöner Thriller, der so gar nichts von skandinavischer Schwermut hat und in einer gut lesbaren, schnörkellosen Sprache geschrieben ist.