Ein Prachtstück für das Auge und die Seele!

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wauwuschel Avatar

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Zarya ist eine Gefangene, seitdem sie denken kann, doch sie weiß nicht warum. Als dann die Chance kommt, aus dem Sumpf zu fliehen, nutzt sie diese und geht in die nächste Stadt. Dort trifft sie auf den Kommandanten und tritt der Wache bei. Nun heißt es, herauszufinden, was hinter der Seuche steckt und wie gefährlich ihre Magie wirklich ist.

„Von diesem Tag an war sie Teil von etwas. Etwas Großem, Weitem und Wichtigem. Und sie würde nicht zulassen, dass irgendjemand ihr jemals wieder das Gefühl gab, klein zu sein.“ -Zarya

Dieses Buch ist ein Prachtstück für das Auge und für die Seele. Die waghalsige Farbe des Covers und der tolle Farbschnitt ergeben eine wunderbare Kombi, die zwar erst gewöhnungsbedürftig ist, aber nach einiger Zeit perfekt passt. Ich kann es kaum erwarten, die nächsten drei Bände zu diesem in mein Regal zu stellen. Auch der Schreibstil ist flüssig und detailliert, sodass eine eigene orientalisch angehauchte Welt vor meinem Auge entsteht, in die man nur eintauchen kann. Zugegebenermaßen fand ich es ein wenig schade, dass wir nur aus Zaryas Sicht lesen, aber vielleicht (hoffentlich) ändert sich das.

Das bedeutet aber nicht, dass ich sie nicht mochte. Im Gegenteil, sie hat mich auf ganzer Ebene abgeholt und ich konnte die ganze Zeit mit ihr fühlen. Ihre Vergangenheit mit der Gefangenschaft und der Geheimniskrämerei ist traurig und interessant zugleich und damit ist es eine perfekte Grundlage für eine starke Protagonistin, die sich selbst verteidigen kann und für ihre Zukunft kämpft. Sie gibt nicht auf, egal wie viele Fehlschläge es gibt und ihre Art, sich für etwas Neues zu begeistern, wie zB. der Markt oder die Menschen an sich, in seriösen Momenten für die Leute zu kämpfen, aber auch emotionale Momente zu haben, wenn einmal alles zu viel wird, haben mich vollkommen überzeugt.

Am realistischsten war, als sie sich in den erst besten Mann verliebt hat und direkt mit ihm mitgegangen ist. Irgendwie hat ihre teilweise nicht existierende Rationalität sie den Lesern nur noch näher gebracht, denn wer hätte sich nicht nach so langer Einsamkeit an die erste nette Seele angeheftet? Selbst die Nebencharaktere bekommen Inhalt und nach und nach wachsen sie einem genauso ans Herzen. Vikram und Yasen sind die beiden Männer und während der eine der Love-Interest und wirklich sympathisch ist, entwickelt sich die freundschaftliche Beziehung zum anderen eher langsam, aber stetig. Dabei habe ich mit jeder Szene mitgefiebert und mich für Vikram und Zarya gefreut, auch wenn es später zum Plottwist kommt, der übrigens sehr gut gelungen ist.

Kleine Spoiler am Rande: Dass Yasen als enger Freund Zaryas auf Männer steht, war unnötig und auch wenn ich absolut nichts gegen seine Liebesbeziehungen mit anderen habe, wirkt das doch gezwungen. Trotzdem ist und bleibt er einer meiner Lieblingspersonen in diesem Buch. Außerdem haben wir den mysteriösen Traummann, dessen Einbindung in die Story phänomenal gelungen ist. Hier kann sich in den nächsten Büchern richtig was entwickelt und ich bin sehr gespannt. Row und die anderen Charaktere am königlichen Hof sind auch faszinierend, selbst wenn ich Row, trotz Erklärungen am Schluss, am liebsten den Hals umdrehen würde.

Genug zu den Charakteren, kommen wir zur Story und dem Worldbuilding. Ich habe schon lange keine so gute Welt mehr erlebt, bei der jede Kleinigkeit im Reich gut durchdacht und neuartig ist, wodurch man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Die mystischen Figuren, die Magie und die magischen Wesen, in die die Menschen und Unsterblichen unterteilt sind, an sich waren faszinierend und das Glossar am Ende hilft einem bei dem ganzen. Insbesondere die orientalische Atmosphäre, die sich besonders in der Kleidung und dem Essen wiederfindet (ich habe es jedes Mal genossen, wenn die Protagonisten etwas gegessen haben und ich jedes indische Gericht erkannt habe), war wunderbar und einzigartig, was dem Roman einen großen Vorteil gegenüber anderen Fantasy-Romanen verschafft.

Auch die Story enttäuscht nicht und ich war von der ersten Seite an auf Hochspannung. Zarya entkommt ihrem Gefängnis und fängt in der Stadt ein neues Leben an, während sie für die Königin gegen die Monster und die Seuche kämpft und währenddessen ihre Vergangenheit und Magie enthüllt. Die Kämpfe an der Mauer waren spannend und das gleiche gilt für innere Konflikte und Machenschaft gegen andere Reiche. Zwischendurch, als es wieder etwas ruhiger wurde, zieht sich das Buch ein wenig, aber das konnte es sich als Verschnaufspause erlauben. Schließlich wollte ich die ganze Zeit weiterlesen, denn es gibt so viele offene Fragen und Mysterien, die gelöst werden, allen voran die Seuche mit den Monstern, die sich als roter Faden durch die Geschichte zieht.

Hier fand ich es toll, dass Fragen teilweise geklärt und Antworten beispielsweise über Zaryas Magie offengelegt wurden, während neue entstehen. So bleibt man als Leser die ganze Zeit am Buch und bekommt häppchenweise Informationen verfüttert und das im perfekten Gleichgewicht. Glücklicherweise kommt das nächste Buch schon bald heraus, länger könnte ich auch nicht warten. Das Finale des Buches ist auch wunderbar gelungen. Es war jetzt nicht spektakulär, aber aufschlussreich und die Lust weiterzulesen ist größer denn je.

Insgesamt ist dieser grandiose Auftakt eine Erfrischung in der Fantasy-Welt und einem wird beim Lesen nie langweilig, weshalb es eine absolute Leseempfehlung von mir gibt!