Hat Potential

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liesdochmaleinbuch Avatar

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Akutell bin ich total angefixt von fantasy und Romantasy und fand, dieses Buch hört sich einfach großartig an. Und da ist auch schon viel schönes dabei, hatte aber das Gefühl, dass hier das potential dessen, was vorbereitet wird, nicht ausgeschöpft wurde. Besonders die Welt und das Magiesystem wurden für meinen Geschmack nicht ausreichend beleuchtet. Denn wir haben hier genau eine Infizierte mit einer dämonischen Fähigkeit, erleben so gut wie keines der magischen Artefakte und auch Dämonenbegnungen gestalten sich eher unspektakulär. dafür, dass das alles doch aber die Prämisse für die Handlung ist, also der Schutz von Lethia vor eben genau diesen Dingen, war es überraschend unspektakulär und eher spärlich vertreten. Da hätte gerne mehr kommen dürfen, dann eigentlich war ja alles vorhanden, was ein Fantasyepos braucht.

Was ich richtig cool fand und sehr genossen habe ist, dass Scar kein zartes Mauerblümchen ist. Sie ist tough, frech, weiß sich zu verteidigen und zu provozieren. Sie lässt sich nichts bieten, aber sie ist loyal. Ich bliebe es, wie sie Ren gegenüber nicht kuscht und kein Blatt vor den Mund nimmt. Generell gefallen mir die Szenen, in denen die beiden gemeinsam auftreten sehr gut, weil sie eine tolle Dynamik haben und sich ihre Beziehung spürbar entwickelt und auch auf mehr aufbaut, als nur körperlicher Anziehung. Die wechselnden Erzählperspektiven helfen, ihre Handlungen nachzuvollziehen und sorgen für einen ausgewogenen Erzählstil, in denen der Leser viel mitbekommt und gut abgeholt wird.

Zwischenzeitlich wirken die Szenen rund um Intrigen und Mordversuche wie eine Fantasyvariante von „Cluedo“, die Komplotte werden erzählerisch null vorbereitet, passieren gefühlt aus heiterem Himmel und dann wird im Anschluss zur Tagesordnung übergegangen. So richtig rund fühlte sich das für mich nicht an, eher wie nervige kleine Unterbrechungen in der fortschreitenden Lovestory.
Generell ist der Plot eher auf die beiden Protagonisten fokussiert und es passiert innerhalb der Handlung gar nicht mal so wahnsinnig viel. Und zudem war die Storyline (mit Ausnahme der Identitäten der Verräter, die gefühlt aus dem Nichts agieren) ziemlich vorhersehbar. Prinzipiell finde ich Vorhersehbarkeit ja nicht schlimm und das rad kann nicht neu erfunden werden, aber hier waren die Hinweise schon sehr offensichtlich.

Die letzten knapp 100 Seiten waren dann so, wie ich mir das gesamte Buch erhofft hat: spannend, düster, überraschend und temporeich. Hier hat mich die Story dann auch irgendwie so richtig gecatcht. Warum nicht gleich so? Jetzt bin ich dann tatsächlich auch angefixt und würde einen zweiten Band definitiv lesen wollen. Der erste Band war für mich insgesamt ok und legt einen ganz guten Grundstein, hätte aber unterm Strich einfach etwas knackiger sein können. Rein plottechnisch würde ich 3 Sterne vergeben, das Lesegefühl war an sich aber super und da es vor allem durch Scar und Ren getrieben war, hatte ich auch einfach Spaß an dem Buch. Daher insagesamt 4 Sterne