Spannend, düster und romantisch – ein Auftakt, der mich nicht losgelassen hat

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franeeeeee Avatar

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Der Einstieg hat mich sofort gepackt. Julia Paus wirft uns ohne Umschweife mitten in die Handlung: Scarlet, die Gestaltwanderin und Diebin, wagt den Einbruch in das Schloss von Lithia und wird prompt vom König erwischt. Schon diese Ausgangssituation erzeugt sofort einen Sog. Es passiert gleich etwas, die Geschichte nimmt Fahrt auf, und dennoch bleibt Raum, die Welt Stück für Stück kennenzulernen. Dadurch entsteht keine langatmige Einführung, sondern ein schneller, spannender Beginn, der Lust auf mehr macht.

Schreibstil & Lesefluss

Der Schreibstil ist flüssig, leicht zu lesen und dennoch atmosphärisch dicht. Besonders gefallen hat mir die Wahl der Perspektiven: Sowohl Scarlet als auch König Laurentius erzählen aus der Ich-Perspektive. Das macht die Geschichte sehr persönlich, da man ihre Beweggründe, Gefühle und inneren Konflikte hautnah miterlebt. Durch diesen Wechsel bleibt die Handlung abwechslungsreich und lebendig.

Worldbuilding & Atmosphäre

Die Welt, die Julia Paus hier erschafft, ist vielschichtig und faszinierend. Dämonen, eine mysteriöse Krankheit durch Dämonenblut, eine strikte Hofordnung, politische Machtspiele und drohende Kriege. All das ergibt ein dichtes Netz aus Intrigen und Gefahren. Besonders spannend fand ich das Magiesystem: Menschen, die mit Dämonenblut infiziert sind, können Magie wirken, zahlen dafür aber einen tödlichen Preis. Ergänzt wird das durch Artefakte, die verboten, aber dennoch heimlich genutzt werden.

Charaktere

Die Nebenfiguren sind vielfältig und bringen frischen Wind in die Handlung. Besonders positiv aufgefallen ist mir, dass hier Frauen selbstverständlich in starken Rollen auftauchen: als Generalin, als Leibwächterin oder als Soldatin. Das wirkt natürlich und bereichert die Dynamik am Hof sehr. Scarlet war für mich sofort ein Highlight. Sie ist stark, selbstbewusst, mutig und zugleich einfühlsam. Sie kann frech und keck sein, hat aber ein gutes Herz, auch wenn sie selbst das manchmal abstreitet. Gerade ihre ersten Szenen mit dem König zeigen ihre Schlagfertigkeit und ihren Mut, Eigenschaften, die sie für mich zu einer absolut liebenswerten Protagonistin machen. König Laurentius ist ebenso vielschichtig. Er wirkt zunächst hart und unerbittlich, zeigt aber im Verlauf auch seine weiche, verletzliche Seite. Sein innerer Konflikt zwischen Pflichtgefühl, Menschlichkeit und dem Wunsch, sein Reich zu retten, hat mich sehr berührt. Besonders die Szenen, in denen Laurentius alleine zu Wort kommt oder über Scarlet nachdenkt, haben mich immer wieder mitten ins Herz getroffen. Man spürt seine Zerrissenheit, aber auch die leisen, echten Gefühle, die zwischen den Zeilen durchschimmern. Gut hat mir gefallen, wie er Schritt für Schritt auftaut und trotzdem in entscheidenden Momenten Stärke beweist.

Zwischen Scarlet und Laurentius entwickelt sich aus einem zweckmäßigen Bündnis, langsam eine Beziehung voller Funken, Schlagabtausch, gegenseitiger Neugier und später auch zarter Intimität. Ihre Dialoge sind pointiert, ihre Annäherung spannend und emotional zugleich. Gerade in Momenten, in denen sich die Dynamik zwischen ihm und Scarlet verändert, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, oft waren es kleine Augenblicke, die mich richtig mitfiebern ließen. Es gibt eine Szene, die dabei besonders heraussticht: so prickelnd, so emotional, dass man gleichzeitig hibbelig vor Freude ist und den Atem anhält. Einfach großartig umgesetzt.

Spannung

Die Spannung ist von der ersten Seite an greifbar und zieht sich durch das gesamte Buch. Der Einbruch im Schloss, der politische Druck, das Geheimnis um die verstorbene Verlobte und die drohende Bedrohung durch Dämonen sorgen für einen konstant hohen Spannungsbogen. Selbst die wenigen ruhigeren Passagen sind perfekt gesetzt und wirken wie kleine Atempausen, bevor es wieder rasanter weitergeht. Kleine Twists und Enthüllungen halten die Geschichte abwechslungsreich und steigern die Neugier. Das Finale ist packend und macht großen Appetit auf den zweiten Band der Dilogie.

Fazit

Heart of the Damned – Ihr Versprechen ist ein Untergang ist für mich ein rundum gelungener Auftakt der Romantasy-Dilogie. Eine starke Heldin, ein facettenreicher König, eine spannende Dynamik, ein düsteres, detailreiches Worldbuilding und ein hohes Spannungslevel von Anfang bis Ende. Das Finale ist packend und macht große Neugierde auf den zweiten Band der Dilogie.