Gefühlsdramen im Fantasy-Gewand

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dani89 Avatar

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Das Buch „Heartless Hunter“ von Kristen Ciccarelli umfasst 512 Seiten und ist im Ravensburger Verlag erschienen. Es handelt sich um den ersten Band der Romantasy-Reihe „Der rote Nachtfalter“.
Bei der Bewertung dieser Geschichte war ich lange hin- und hergerissen. Sie war nicht das, was ich erwartet und erhofft hatte, aber trotzdem keineswegs schlecht.
Haupt- und Nebenfiguren waren gut ausgearbeitet und kamen lebendig und authentisch rüber. Die Autorin hat es geschafft, im Verlauf der Geschichte gekonnt immer mehr der Hintergründe der Figuren preiszugeben, um ihnen Stück für Stück vielschichtigen Charakter zu verleihen. Auch den Schreibstil habe ich als sehr angenehm und mitreißend empfunden. Und wahrscheinlich für dieses Buch fast am Wichtigsten: auch die Emotionen, ja Gefühlsachterbahnen der Beteiligten werden gelungen dargestellt. Genau da kommt es dann aber zum fließenden Übergang zu den Aspekten, die mir nicht gefallen haben: der nahezu einzige Fokus der Erzählung sind die Gefühlsdramen der Protagonisten, zumal hier auch noch eine Dreickeskonstellation mehr oder weniger im Mittelpunkt steht. Die Hexenjagd und -rettung sind daneben fast schon Randgeschehen. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich vielleicht sogar ganz gegen die Lektüre entschieden. Rune war mir als weibliche Hauptfigur grundsätzlich nicht unsympathisch, aber hinsichtlich ihrer Gefühle und der der beteiligten Männer ist sie kaum mehr als naiv und ein Fähnchen im Wind, was mich sehr genervt hat. Die Wendungen am Ende dieses ersten Bandes konnten mich zwar etwas überraschen, aber meinen Gesamteindruck nicht mehr deutlich bessern.
Wer gerne verhältnismäßig lange Geschichten mit einem eindeutigen Fokus auf emotionalen Dramen vor einem fantastischen Hintergrund liest, ist mit „Heartless Hunter“ aber auf jeden Fall ausgesprochen gut bedient.