Den Charakteren aus "Heat" wird neues Leben eingehaucht

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mirko Avatar

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„Heat“ war bei seinem Erscheinen Mitte der 90er Jahre ein Film, der Spuren bei mir hinterlassen hatte. Die Bilder - getragen von der visionären Regie eines Michael Mann und großartiger Schauspielkunst in Person von Al Pacino und Robert de Niro - hatten sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Eine Fortsetzung in Form eines Romans ist sicher ungewöhnlich, aber durchaus aufregend. Natürlich habe ich vor Beginn des Buchs noch einmal den Film geschaut, um die Handlungsstränge wieder perfekt vor Augen zu haben. Michael Mann spinnt die Geschichte weiter und erzählt sie auf mehreren Ebenen.
Zum einen geht es um die Flucht von Chris Shiherlis, der sich in Mittelamerika ein neues Leben aufbaut. Und es geht natürlich um Vincent Hanna, der zwar seinen Widersacher Neil McCauley im Film zur Strecke gebracht hatte, dessen Aufgabe aber damit nicht beendet ist. Denn schließlich ist Chris noch auf freiem Fuß.
Auf einer weiteren Erzählebene geht Mann zurück ins Jahr 1988, also einige Jahre vor den Ereignissen aus dem Film. Hier werden die Protagonisten ein erstes Mal aufeinandertreffen. Aber es gibt einen anderen Widersacher, den Schwerverbrecher Otis Wardell. Dessen Taten werden in aller Brutalität beschrieben, was nicht einfach zu lesen, aber unfassbar spannend ist. Hannas Jagd auf Wardell trägt ähnlich obsessive Züge wie seine Jagd auf McCauley in „Heat“.
Das Buch ist wahnsinnig spannend. Es lässt sich nur schwer zur Seite legen. Alle Erzählebenen funktionieren hervorragend und fügen sich sehr gut zu einem großen Ganzen zusammen.
Handwerklich ist das richtig gut gemacht. Der Stil hat mich von Beginn an stark an Don Winslow erinnert, der ebenfalls mit kurzen, aber prägnanten Sätzen einen Sog erzeugt, der den Leser durch das Buch begleitet.
Allein das Finale hat mich nicht überzeugt. Hier wird die Story aus meiner Sicht zu konstruiert und verliert damit an Glaubwürdigkeit und Kraft. Dennoch bleibt bei mir ein sehr positiver Gesamteindruck zurück. Der Kultfilm wird in Buchform fortgeführt und die alten Charaktere werden zu neuem Leben erweckt. Das war für mich durchweg schlüssig. Und auch für diejenigen, die den Film nicht kennen, funktioniert der Roman eigenständig.
Fazit: Extrem spannender Thriller mit starken Charakteren, der lediglich am Ende etwas konstruiert daherkommt. Eine klare Empfehlung für alle Winslow-Fans.