Meine hohen Erwartungen wurden enttäuscht

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Verbindung zum Film:

Bei Heat 2 handelt es sich sowohl um die Vorgeschichte zum Kinofilm Heat, als auch um dessen Fortsetzung. Das Konzept ist ähnlich wie beim Film: Mehr oder weniger sympathische, extrem harte Polizisten, ein paar mehr oder weniger sympathische Gangster und ein Ultra-Bösewicht, den sowohl die Polizisten als auch die Gangster am liebsten tot sehen möchten.

Im Unterschied zum Film, beschränkt sich die dargestellte Gewalt nicht auf Schießereien, sondern beinhaltet sehr explizite Folter, Verstümmelungen, Vergewaltigungen und Tötungen. Auch Drogenmissbrauch ist an allen Fronten vertreten.

Ich hatte den Film nicht gesehen als ich begonnen hatte das Buch zu lesen, habe das aber nach den ersten 100 Seiten nachgeholt. Das hätte ich mir sparen können, denn der Roman hat einen verwirrenden, holprigen Start, der verwirrend bleibt auch wenn man den Film gesehen hat. Der Anfang mit Rückblicken und Rück-Rückblicken ist komplett unnötig und nimmt Handlung vorweg, spoilert sich also selbst.

Stil und Struktur:

In fast jedem der knapp hundert Kapitel wird zunächst die Szenerie beschrieben. Ähnlich auffällig ist auch die detaillierte Schilderung der Ausstattung wie Autos und Waffen. Beispiel: "Handfeuerwaffen, zwei Benelli-Halbautomatikschrotgewehre und eine abgesägte Remington 870. CAR-15s, ein H&K-G36-Sturmgewehr mit einklappbarem Schaft, ein TAC-338-Scharfschützengewehr. Schalldämpfer. Klingen."
Hier sind wir auch gleich beim nächsten Problem, der Übersetzung. Manches ist schlecht übersetzt, wie im obigen Beispiel "Klingen", gemeint sind Messer (engl. Wort: "blades"). An anderen Stellen kommt geistreiche englische Wortakrobatik im Deutschen nicht an, Beispiel: "(...) ich bin auf eine ultrahohe Frequenz getunt. Ich höre alles." (Gemeint sind UHF = UKW Radiofrequenzen)

Das Ganze wirkt, als hätte Michael Mann ein Drehbuch geschrieben, das ihm kein Produzent zur Umsetzung als Film finanzieren wollte, so dass er sich dazu entschlossen hat mit Meg Gardiner zusammen einen Roman daraus zu machen.

Es gibt sehr spannende Stellen im Buch, in denen man sich als Leser vorkommt wie von einer Stromschnelle erfasst. Zum überwiegenden Teil dümpelt man allerdings leider nur in einem nicht enden wollenden Rinnsal dahin.

Fazit:

Man muss den Film nicht kennen, um die Handlung zu verstehen. Trotzdem ist diese teilweise an den Haaren herbeigezogen. Technik wird als Wundermittel zur Beseitigung aller Probleme genutzt, menschliche Interaktionen sind zum Teil sehr willkürlich und es gibt einige Logikfehler. Mit der Übersetzung ins Deutsche leidet die Lesbarkeit stark, ohne dass sie auf Englisch sehr viel besser wäre. Denn dieser Roman ist eher ein Drehbuch, als eine gut geschriebene und lesbare Geschichte.
Ich würde Heat 2 ausschließlich Fans des Films empfehlen und auch diese sollten keine zu hohen Erwartungen an den Roman haben.