Krieg: nichts als Elend, Schmerz und unendliches Leid

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miltonia 01 Avatar

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Von vornherein war ich vom Titel des Buches sehr angetan, ich finde ihn unglaublich zart und poetisch. Leider ist der Inhalt des Buches alles andere als das und es gelingt der Autorin ganz hervorragend, mich ganz langsam in den unausweichlich kommenden Krieg mit hineinzuziehen und die ganzen Gräuel erlebbar zu machen.

Aber am Anfang des Romans steht ein junges glücklich verliebtes Paar, Laurenz und Annemarie Sadler, und obwohl beider Neigungen nun gerade nicht das Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof in Schlesien ist, gelingt es ihnen, sich mit der Situation mit den Eltern auf dem Hof zu arrangieren und dabei sogar Befriedigung, Freude und Glück zu finden. Auf dem Hof leben neben Laurenz‘ Eltern noch die polnische Köchin und der ukrainische Knecht und es gibt keine Probleme aufgrund der unterschiedlichen Nationalitäten.
Dann kommen 2 Mädchen zur Welt, Kati, die Ältere, entwickelt sich zu einem sehr aufgeweckten klugen Kind und auch mit den krankheitsbedingten Seltsamkeiten der jüngeren Tochter Franzi können alle mehr oder weniger ihren Frieden machen. Und bis kleinere Quereleien durch einzelne Personen im Dorf, die es immer gibt und die immer Unfrieden stiften, lebt die kleine Gemeinschaft in Frieden und Zufriedenheit.

Aber die politische Großwetterlage verändert sich, die Nazis und ihre Ideologie breiten sich immer mehr aus und nehmen auch Raum im Dorf ein. Im Wirtshaus empfiehlt es sich nicht mehr, seine Meinung offen zu äußern, einzelne Personen wie der alte jüdische Händler Levy und Kathis junge Lehrerin verschwinden von einem Tag auf den anderen und man fühlt bedrohlich und dunkel den kommenden Krieg herannahen, bis eines Tages Polen besetzt wird. Nach dieser leichten Kriegsbeute greift Deutschland dann auch die Sowjetunion an und nach anfänglichen schnellen Erfolgen beginnt das Kriegsglück umzuschlagen.

Aus dem Dorf ziehen die Männer in den Krieg und es gibt es erste Gefallene, die Versorgungslage wird schlechter und umso härter greift das Regime im Inneren durch. Und auch der Sadlerhof wird immer mehr in den Kriegsstrudel hineingezogen …
Das liest sich unglaublich spannend und gleichzeitig wird die Ohnmacht der einzelnen Personen klar und deutlich dargestellt, auch wer sich der Nazi-Ideologie nicht anschließt, hat schlussendlich keine Wahl und muss in den Krieg ziehen.
Die Zivilbevölkerung muss dann den Preis der Besiegten unter den Siegermächten und ihren verbündeten Truppen zahlen, die ihrerseits zuvor gelitten und geblutet haben.

Ich hätte sehr gern gleich im Anschluss den avisierten 2. Band der Geschichte gelesen, es klingt sehr interessant, wie es mit Kathi und ihrer Familie in der Nachkriegszeit weitergehen könnte, allerdings wird dieses Buch erst Ende 2020 erscheinen.

Von mir 5 Sterne für eine sehr realitätsnahe Historiengeschichte, es hat mir auch unglaublich gefallen, dass die Autorin nicht nur auf das Leid der Menschen eingeht, sondern auch das der Tiere erwähnt, die an der Front und im Hinterland leiden und sterben.