Verantwortung könnte eigentlich ganz einfach sein

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Man kann sie eigentlich nicht nicht kennen: Sina Trinkwalder, Unternehmerin und immer mal wieder in Talkshows vertreten – und das zu recht, denn sie hat ja auch was zu sagen. Wer sich für das Format Talkshow nicht interessiert, kann nun auch nachlesen, was Frau Trinkwalder so bewegt.
Das Buch ist einfach aufgebaut: Zunächst erfährt man, was Sina Trinkwalder bewog, ihren alten Job hinzuschmeißen, mit ihrem Unternehmen soziale Verantwortung zu übernehmen und dann noch, was die Punkte sind, die sie in ihrer Firma lebt und die selbige zu eben dieser speziellen Firma machen.
Zugegeben, so einfach wie der Aufbau ist letztlich auch der Stil: Da wird eher geplauscht denn geschrieben (und welcher Art der Stil ist, lässt ja schon das „selber“ im Titel ahnen), aber das ist auch ok, denn so liest sich das Buch flott weg und auch wenn sie nur „plauscht“, tut Trinkwalder mehr als viele andere, hier geht es mal mehr um das Was als das schriftstellerische Wie. Viele Menschen wissen, dass es keine Chancengerechtigkeit gibt und dass Bildung eben nicht ohne Weiteres jedem zugänglich ist und entgegen anderer Beteuerungen haben Menschen mit Migrationshintergrund, Brüchen im Lebenslauf oder einfach nur solche, von denen Personaler den Daten nach glauben, dass sie ihr „Haltbarkeitsdatum überschritten“ haben, oft keine Chance auf einen Job – was ihr Leben noch schwieriger macht. Trinkwalders Haltung hat sie aber zupacken lassen und dafür verdient sie Respekt, auch dann, wenn sie sich in diesem Buch an der einen oder anderen Stelle schon ein bisschen über den grünen Klee lobt. Aber das ist bei „erfolgreichen Menschen“ (was sie ja nicht mehr im üblichen Wortsinn sein will) oft so, also kann man darüber hinwegsehen. Manches, was Trinkwalder beschreibt, ist zutiefst berührend, anderes sind zwar eigentlich nur Plattitüden (die bei manomama geltenden Regeln) – aber doch nur so lange, wie man sie nicht mit Leben füllt. Und ich nehme ihr ab, dass sie das tut und spätestens dann gerät man beim Lesen ins Grübel, ob man ihr nicht selbst zumindest im direkten Umfeld und in manchen Punkten nachstreben sollte, denn die Regeln, Menschen Heimat zu geben, sind denkbar einfach. Gut, für mich trifft der Begriff „Heimat“ nicht so ganz, aber das fällt unter „Jammern auf hohem Niveau“. Natürlich hat Trinkwalder gehörigen „Vorwärtsdrang“, der hier auch deutlich zum Ausdruck kommt, aber anders setzt man sich in einer für tot erklärten Branche eben auch nicht durch. Solide 3,5 Sterne, die ich aufrunde, weil ich hoffe, dass mehr Menschen anderen Chancen geben, Verantwortung übernehmen – und dazu kann das Buch ja vielleicht einen Beitrag leisten.