Zwischen Sehnsucht, Zweifel und subtilem Grauen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
amate Avatar

Von

Das Cover von „Heimat“ wirkt auf den ersten Blick eher zurückhaltend – fast nüchtern. Es verrät nicht sofort, worum es inhaltlich geht, und lässt Raum für Interpretation. Umso spannender fand ich den Klappentext, der ein gesellschaftlich relevantes, hochaktuelles Thema aufgreift: Was passiert, wenn man als moderne, liberale Frau in eine Umgebung zieht, die von einem rückwärtsgewandten, konservativen Weltbild geprägt ist?

Der Einstieg in die Leseprobe ist atmosphärisch dicht und sehr feinfühlig geschrieben. Jana als Hauptfigur wirkt greifbar, verletzlich, gleichzeitig reflektiert und innerlich zerrissen. Man spürt sofort, dass sie viel erlebt hat – und dass sie sich in einer Lebensphase befindet, die von Orientierungslosigkeit und unterschwelliger Rebellion geprägt ist. Die Begegnung mit der charismatischen Karolin ist faszinierend und verstörend zugleich: Zwischen Faszination und Abgrenzung entsteht ein Spannungsverhältnis, das mich sofort neugierig gemacht hat.

Besonders beeindruckt hat mich die Sprache: präzise, klar und doch poetisch – mit einem fast schon körperlichen Gespür für Atmosphäre und psychologische Zwischentöne. Die Beschreibung des suburbanen Lebens, der unterschwelligen politischen Bedrohung und Janas innerem Konflikt ist scharfsinnig und sehr aktuell.

Ich finde die Konstellation aus Tradwife, AfD-Nachbarschaft, Rollenbildern und der Frage nach weiblicher Selbstbestimmung extrem spannend – das Buch verspricht eine intensive, vielschichtige Auseinandersetzung mit Themen, über die wir dringend sprechen sollten. Ich möchte auf jeden Fall weiterlesen!