Fragen über Fragen

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richratherin Avatar

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Der 170-seitige Roman Heimat von Hannah Lühmann wirft viele Fragen bei mir auf und lässt mich mit vielen Fragen zurück. Die Autorin schneidet zahlreiche gesellschaftspolitische Themen an, doch keines dieser Themen wird erläutert, diskutiert, abschließend behandelt. Vielmehr wird angedeutet, vage angesprochen, vieles bleibt mehr Ahnung als Faktum.

So sind auch die Charaktere, die uns Hannah Lühmann präsentiert, vage in ihren Eigenschaften und die Beweggründe ihres Handelns sind für mich als Leserin nicht nachzuvollziehen. Im Folgenden einige Beispiele: Warum wird Jana mit ihrem dritten Kind schwanger, obwohl sie in der Vergangenheit von ihrem Partner Noah bei ihren zahlreichen Aufgaben als Mutter, Hausfrau und Marketingfachfrau nur sporadisch oder gar nicht unterstützt wurde? Und warum werden Karolin und ihre Freundinnen als „traditionellen Hausfrauen“ bezeichnet? Weil sie mit frischen Produkten kochen statt TK-Ware zu verwenden und nicht erwerbstätig sind? Letzteres ist nebenbei bemerkt mit fünf Kindern auch etwas schwierig zu koordinieren. Natürlich sind da Äußerungen von Karolin zu den Themen Kinderbetreuung, Impf- und Schulpflicht. Aber machen sich nicht alle Mütter Gedanken darüber, was das Beste für ihre Kinder ist? Und wie genau ist Karolins Beziehung zu ihrem Mann Clemens beschaffen? Was ist ihre – nur angedeutete – Vorgeschichte?

Fragen über Fragen, auf die ich in diesem Buch leider keine Antworten finde. Aber das Buch hat mich zum Nachdenken angeregt. Nicht zuletzt über die zahlreichen Rollenerwartungen, die an die Frauen in unserer Gesellschaft gestellt werden und die sie auch bitteschön zu erfüllen haben. Wobei das private und das gesellschaftliche Umfeld die Frauen bei ihren mannigfaltigen Aufgaben teilweise wenig bis gar nicht unterstützt. Vielleicht ist es dann verführerisch, sich auf eine traditionelle Rolle zurückzuziehen, statt sich den täglichen Kämpfen mit dem Umfeld zu stellen?

Trotzdem kann ich das Buch nicht empfehlen, denn ich kann den Sinn dieses Romans nicht erfassen. Was ist die Aussage der Geschichte? Welche Leserin und welchen Leser soll es ansprechen? … Und da sind sie wieder – die Fragen.