Guter Ansatz, enttäuschende Ausführung

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Puh, was war das denn? Das war so mein Gefühl, nachdem ich „Heimat“ beendet hatte. Das Ende hat mich etwas ratlos zurückgelassen, ich hatte auf eine „Moral von der Geschicht“, irgendeine Art Knall oder Auflösung gewartet. Aber vielleicht passt der seltsame Abschluss auch am besten zu den seltsamen Protagonistinnen und Protagonisten dieses Romans.

Der Plot ist schnell erzählt: Die bald dreifache Mutter Jana kündigt ihren Job in einer Agentur und zieht mit ihrem Mann aufs Land. Dort trifft sie auf neue Freundinnen, die eine ganze andere Lebensart verfolgen, vor allem von Karo ist Jana fasziniert und so lässt sie sich auf deren Denkweise immer mehr ein. Es geht um Kinderbetreuung, (die Ablehnung von) modernem Feminismus, um Social Media, AFD und Telegram. All dies wird auf nicht mal 200 Seiten abgehandelt oder vielmehr angerissen.

Kein Thema wird irgendwie vertieft, eingeordnet oder darüber aufgeklärt. Die Erzählweise ist meist nüchtern, fast unbeteiligt, wie ein Bericht. So kommt weder Jana einem nah noch sonst jemand. Jana wirkt naiv, leicht zu beeinflussen und sprunghaft. Die übrigen Personen lernt man gar nicht wirklich kennen, man erfährt nicht, was in den anderen Frauen des Lesekreises vorgeht, wie sie in ihrem Leben gelandet sind, warum sie so widersprüchlich wirken. Einzig Janas Mann Noah kommt einem wie ein normaler Mensch vor.

Aus dieser Geschichte hätte man meiner Meinung sehr viel mehr machen können. Sie hat sich super weggelesen, ich hätte auch doppelt so viele Seiten mitgenommen, wenn es dafür mehr Tiefe, mehr Charakter gegeben hätte, wenn man die Personen und ihre Beweggründe besser ausgeführt hätte. Für 2 Punkte hat es sich zu gut gelesen und es waren viele interessante Themen drin, also reicht es bei mir immerhin knapp für 3 Punkte.