Heimat ohne Haltung
In ihrem Roman Heimat erzählt Hannah Lühmann die Geschichte von Jana, die mit ihrem Mann Noah in einem Dorf lebt, in dem die AfD stärkste Kraft ist. Jana wirkte dabei auf mich von Beginn an naiv und orientierungslos: Sie übernimmt nahezu unreflektiert tradwife-Ideale und verfängt sich zunehmend in einem Milieu, in dem rechte Ideologien, verschwörungsgeladener Medienkonsum und eine vermeintliche Sehnsucht nach Geborgenheit miteinander verschwimmen.
Jana kündigt ihren Job, ohne ihren Mann einzubeziehen, erwartet dennoch Verständnis – ein Beispiel für die Kommunikationslosigkeit, die ihre Ehe prägt. Mit Noah verbindet sie immer weniger, während sie gleichzeitig fasziniert auf Karolin, eine zentrale Figur in der Tradwife-Szene, blickt. Diese Faszination entwickelt sich erstaunlich schnell, ohne dass Jana innere Widerstände zeigt. Ihre Entfremdung von Noah verläuft folgerichtig, wirkte auf mich aber literarisch oberflächlich und wenig nachvollziehbar. Insgesamt blieben die Figuren leider flach und schwer greifbar – ein Mitfühlen war mir nicht möglich.
Lühmann berührt viele gesellschaftspolitische Themen – von rechter Ideologie über tradwives bis hin zu Medienverhalten. Doch keines dieser Themen wird in die Tiefe verfolgt. Vieles bleibt bei Andeutungen, vagen Beschreibungen oder halben Thesen stehen. Gerade die Auseinandersetzung mit der AfD oder der Tradwife-Bewegung, die das Potenzial für eine literarische wie politische Reflexion böte, blieb leider aus. Dadurch wirkte der Roman auf mich politisch unbefriedigend: Kritik fehlte weitgehend, eine klare Haltung ebenso.
Eine Stärke des Buches ist, dass es die Vielschichtigkeit rechter Lebenswelten sichtbar macht – wie Alltag, Familienmodelle und Verschwörungserzählungen ineinandergreifen. Auch der Zusammenhalt innerhalb der Szene, die gegenseitige Unterstützung, wurde glaubhaft dargestellt. Doch gerade, weil es keine Figur gibt, die diesen Tendenzen aktiv widerspricht, blieb bei mir ein schaler Nachgeschmack: Wer bereits mit der Szene sympathisiert, könnte sich eher bestätigt als abgeschreckt fühlen.
Fazit: Heimat ist in der Anlage ein spannender Versuch, das Tradwife-Phänomen und seine Verankerung in einer rechtskonservativen Lebenswelt literarisch zu erkunden. Die Umsetzung jedoch hat mich enttäuscht: Oberflächliche Figuren, fehlende innere Logik im Handeln der Protagonistin und die mangelnde kritische Auseinandersetzung mit zentralen Themen ließen den Roman ins Leere laufen. Für Leser:innen, die einen tieferen Einblick in die emotionalen Mechanismen der Tradwife-Bewegung suchen, kann das Buch dennoch interessant sein. Wer aber eine literarisch dichte oder politisch kluge Auseinandersetzung erwartet, wird enttäuscht.
Jana kündigt ihren Job, ohne ihren Mann einzubeziehen, erwartet dennoch Verständnis – ein Beispiel für die Kommunikationslosigkeit, die ihre Ehe prägt. Mit Noah verbindet sie immer weniger, während sie gleichzeitig fasziniert auf Karolin, eine zentrale Figur in der Tradwife-Szene, blickt. Diese Faszination entwickelt sich erstaunlich schnell, ohne dass Jana innere Widerstände zeigt. Ihre Entfremdung von Noah verläuft folgerichtig, wirkte auf mich aber literarisch oberflächlich und wenig nachvollziehbar. Insgesamt blieben die Figuren leider flach und schwer greifbar – ein Mitfühlen war mir nicht möglich.
Lühmann berührt viele gesellschaftspolitische Themen – von rechter Ideologie über tradwives bis hin zu Medienverhalten. Doch keines dieser Themen wird in die Tiefe verfolgt. Vieles bleibt bei Andeutungen, vagen Beschreibungen oder halben Thesen stehen. Gerade die Auseinandersetzung mit der AfD oder der Tradwife-Bewegung, die das Potenzial für eine literarische wie politische Reflexion böte, blieb leider aus. Dadurch wirkte der Roman auf mich politisch unbefriedigend: Kritik fehlte weitgehend, eine klare Haltung ebenso.
Eine Stärke des Buches ist, dass es die Vielschichtigkeit rechter Lebenswelten sichtbar macht – wie Alltag, Familienmodelle und Verschwörungserzählungen ineinandergreifen. Auch der Zusammenhalt innerhalb der Szene, die gegenseitige Unterstützung, wurde glaubhaft dargestellt. Doch gerade, weil es keine Figur gibt, die diesen Tendenzen aktiv widerspricht, blieb bei mir ein schaler Nachgeschmack: Wer bereits mit der Szene sympathisiert, könnte sich eher bestätigt als abgeschreckt fühlen.
Fazit: Heimat ist in der Anlage ein spannender Versuch, das Tradwife-Phänomen und seine Verankerung in einer rechtskonservativen Lebenswelt literarisch zu erkunden. Die Umsetzung jedoch hat mich enttäuscht: Oberflächliche Figuren, fehlende innere Logik im Handeln der Protagonistin und die mangelnde kritische Auseinandersetzung mit zentralen Themen ließen den Roman ins Leere laufen. Für Leser:innen, die einen tieferen Einblick in die emotionalen Mechanismen der Tradwife-Bewegung suchen, kann das Buch dennoch interessant sein. Wer aber eine literarisch dichte oder politisch kluge Auseinandersetzung erwartet, wird enttäuscht.