Hochaktuelles Thema in nicht ganz überzeugender Umsetzung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
jutsi Avatar

Von

Das Cover von Hannah Lühmanns „Heimat“ konnte mich direkt überzeugen, denn das Phänomen Tradwifes finde ich hier gut eingefangen: die Bäume wirken wie aus einem alten Gemälde geschnitten, das bei meinen Großeltern hängen könnte. Der rosa Schriftzug Heimat wirkt hingegen eher modern. Altes mit einem modernen Anstrich – das trifft das Thema, ohne zu plakativ zu sein.

Inhaltlich konnte mich das Buch leider nicht ganz so begeistern. Vielleicht hatte ich auch zu hohe Erwartungen, aber ich habe mir irgendwie eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema gewünscht. Lühmanns Stil hat mir grundsätzlich gut gefallen, auch die Aneinanderreihung einzelner Szenenbilder empfand ich als angenehm zu lesen. Insgesamt blieb mir aber vor allem die Protagonistin Jana zu klischeehaft und fade. Das Buch ist recht kurz und ich hätte mir gewünscht, dass der Fokus mehr auf der Freundschaft zwischen Jana und Karolin liegen bleibt. Hier werden immer wieder weitere große Themen, wie zum Beispiel häusliche Gewalt, angedeutet und angeschnitten, sodass die eigentliche Handlung meiner Meinung nach etwas ausfranst. Zu Beginn ist Janas zunehmende Einsamkeit und Überforderung noch überzeugend dargestellt, später kann ich ihren Wandel irgendwie nicht mehr nachvollziehen. Auch die Neubausiedlung wirkt für mich oft eher wie eine konstruierte Kulisse für die Geschichte als überzeugend. Im Gegensatz zum Cover habe ich die Geschichte oft eher als plakativ erfahren und mich beim Lesen gefragt, ob das bewusst so angelegt wurde.

Daher bleibe ich mit gemischten Gefühlen zurück: das Buch behandelt ein hochaktuelles Thema, ist gut und flüssig lesbar, aber bleibt hinter meinen Erwartungen zurück.