merkwürdiges Ende

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
brombeere Avatar

Von

Worum geht es?
Jana zieht mit ihrer kleinen Familie auf’s Land in eine Neubausiedlung. Nach und nach findet sie Anschluss, doch entpuppen sich ihre neuen Freundinnen schon bald als konservativer als gedacht und Jana beginnt ihr eigenes Lebensmodell zu hinterfragen.

Worum geht es wirklich?
Konservative Ansichten, schleichende Veränderungen und Unvereinbarkeit.

Lesenswert?
Ja, an einigen Punkten schon. Trotzdem hat mich das (recht abrupte) Ende sehr verwirrt zurückgelassen. Man bekommt das Gefühl, dass hier etwas fehlt. Zeitgleich ist es aber kein klassisches offenes Ende, das einen noch zum Nachdenken anregt. Hauptemotion ist hier definitiv Verwirrung - vielleicht habe ich es aber auch nicht richtig verstanden.
Es geht viel um die Themen Elternschaft, Mutter, Erziehung und zwischenmenschliche Beziehungen.
Jana würde ich eigentlich eher als modern bezeichnen, wobei die ruhige und konservative Art ihr Interesse wecken. Vielleicht auch aus der Not heraus, dass ihr aktuelles Leben eben auf die Art und Weise nicht so gut zu funktionieren scheint.
Ihr Mann spielt zwar eine entscheidende Rolle in der Geschichte, bleibt aber recht blass dargestellt und außer zwei oder drei Äußerungen kann man seine Einstellung kaum greifen und verstehen.
Auch die anderen Freundinnen, neben Vorzeigemutter Karolin, konnte ich nicht richtig einordnen.
Sehr gut dargestellt finde ich den Sog, der von Karolin und ihren Ansichten ausgeht und dass ein rechtes Gedankengut eben nicht gleichbedeutend mit Springerstiefel-Nazi sein muss und es in den wenigsten Fällen vermutlich ist. In der ganzen Geschichte spielt auch de politische Situation eine Rolle, wobei es deutlich weniger ist als ich erwartet habe. Aber auch hier gilt: Rechts bedeutet nicht zwangsläufig glatzköpfiger Nazi.
Inhaltlich hat es mich definitiv nachdenklich gemacht hinsichtlich der Frage, was einer Gesellschaft fehlt, damit sie denkt nach rechts zu rutschen und welche Rolle Mutterschaft dabei einnimmt. Vieles von dem, was Jana fehlt, könnte auch anders ersetzt werden - allerdings füllen eben Tradwife-Ansichten diese Lücken und können leicht zu ihr vordringen.
Außerdem spannend den fließenden Übergang von liebevollen Backvideos hin zu rechtem Gedankengut zu sehen. Damit meine ich nicht, dass das immer Hand in Hand geht. Aber das es durchaus ein geschickter Beginn sein kann in vielen Social-Media Themenbereichen.
Sprachlich war die Lektüre angenehm. Wäre mir das Ende zugänglicher gewesen, hätte ich vermutlich mehr Sterne gegeben.
Trotzdem kann ich das Buch auf Grund seiner Thematik empfehlen.