Trügerische Idylle

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beaswissgirl Avatar

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Mein Leseeindruck, subjektiv, aber spoilerfrei ;)

Das Buch ist mir schon bei den Vorschauen aufgefallen, obwohl das Cover eher schlicht wirkt. Vor allem faszinierte mich jedoch der Klappentext, weshalb es spontan bei mir einziehen durfte.

Der Schreibstil ist präzise, eher sachlich gehalten und schnörkellos. Erzählt wird in der 3. Person aus der Sicht unserer Protagonistin Jana. Das Besondere es gibt keine Kapitel, nur Absätze mit kleinen schwarzen Quadraten unterbrochen. Bei mir führte dies zeitweise zu Verwirrung, oder gestörtem Lesefluss, da ein Zeisprung erfolgte oder ein Wechsel des Handlungsstrangs.

Entsprechend der Erzählweise ist natürlich Jana am ausführlichsten ausgearbeitet und wir können die meisten Gedankengänge, Emotionen und daraus folgenden Handlungen mitverfolgen. Sie war mir soweit ganz sympathisch und ich konnte einige Denkweisen gut nachvollziehen. Ihr Mann ( ich weiss schon nicht mal mehr seinen Namen ;) ) wirkte auf mich sehr blass, ja schon fast unsichtbar. Hingegen machte Karolin, die zukünftige Freundin von Jana auf mich schon recht Eindruck, wie sie so ihr Leben gelassen mit fünf Kindern meistert.

Die erste Seite der Geschichte fand ich sehr eigenartig, man weiss eigentlich auch nicht um wen es sich hierbei handelt, erst am Ende war ich etwas schlauer. Wie zu Beginn erwähnt hat mich der Text auf der Buchrückenseite angesprochen und neugierig gemacht, insbesondere, da mir der Begriff " Tradwife" völlig unbekannt war. Ich musste also zuerst googeln, um mir einen Überblick zu verschaffen ;) Einige Standpunkte im Leben von Karolin finde ich persönlich nämlich gar nicht so verwerflich, gerade im Bezug auf die Kinderbetreuung und die Naturverbundenheit. Liegt allerdings vielleicht auch daran, dass ich selber auf einem Bauernhof, recht bodenständig aufgewachsen bin ;) Hanna Lühmann beschreibt allerdings die unterschiedlichen Lebensentwürfe sachlich, ohne zu u werten oder den Zeigefinger zu heben. Der Roman ist eher ruhig, jedoch nie langweilig, wirft Fragen auf, regt zum nachdenken und diskutieren an. Mit Fortschreiten der Geschichte wird die ganze Atmosphäre immer wie dichter, beklemmender, und es gibt mehrere, subtile Andeutungen ,welche jedoch nicht konsequent aufgeklärt werden. Nach 170 Seiten sass ich ratlos da, blickte auf das kryptische Ende, blätterte zurück, las nochmals die letzten Zeilen und war dennoch immer noch nicht schlauer.....

Ich vergebe 3,75 Sterne