Ein sehr zwiespältiges und sicher gewollt verstörendes Buch. Mich hatte der Klappentext sehr angesprochen, weil einem manches, was dort angedeutet wird, immer wieder begegnet. Als ich das Buch in den Händen hatte, war ich dann erst einmal erstaunt, dass es relativ dünn ist. Hannah Lühman schafft es auf 170 Seiten einen mit der Protagonistin Jana in eine für mich fremde Gedankenwelt zu nehmen, die sich doch auch immer wieder als edel und "erstrebenswert" für Jana darstellt. Jana lernt durch ihren Umzug auf das Land Karolin kennen, die völlig anders als Jana für ultrakonservativen Werte und ein sehr traditionelles Familienbild steht. Trotz der anfänglichen Befremdung ist Jana auch von der charismatischen Art und der Souveränität Karolins fasziniert und wird nach und nach von deren Gedanken in den Bann gezogen. In einer unsicheren Zeit ist die Sehnsucht nach Sicherheit, nach "der guten alten Zeit", nach Heimat verlockend. Dabei merkt Jana nicht, wie andere Werte wie Gleichberechtigung, ... dafür geopfert werden. Das Buch gibt viele Gedankenanstöße und lässt einen im positiven Sinn beunruhigt zurück. An manchen Stellen ist man allerdings auch wegen der verschiedenen nur angedeuteten Seitenstränge verwirrt und auch das Ende muss man sich selbst deuten und dann aushalten können.