Wichtige und aktuelle Geschichte
Heimat von Hannah Lühmann ist ein kurzer Roman, der sich mit Retraditionalisierung und Rechtsruck auseinandersetzt.
Jana zieht mit ihrem Mann und den Kindern aufs Land und knüpft dort Kontakt zu anderen Müttern. Schnell wird sie in die Gruppe aufgenommen, um dann festzustellen, dass vor allem die „Anführerin“, Karolin, ihr Leben als Tradwife gekonnt auf den sozialen Medien inszeniert. Diese scheinbar selbstgewählte Rückkehr in traditionelle Rollenmuster wird im perfekt kuratierten Feed geschickt als einzig erfüllendes Familienmodell präsentiert: dreckige, aber glückliche Kinder, die den ganzen Tag im Freien spielen und natürlich nicht fremdbetreut werden; Rezepte, bei denen man neben den Erzeugnissen aus dem eigenen Garten selbstverständlich vor allem die Liebe schmeckt, mit der sie für die Familie zubereitet wurden; Landhausästhetik von den Holzmöbeln bis zu den Outfits der gesamten Familie. Jana merkt, dass sie gleichzeitig fasziniert, abgeschreckt und sogar neidisch ist und wir begleiten sie dabei, wie sie sich mit dem Ganzen auseinandersetzt. Nebenbei finden Themen wie Familiendynamik, rechte Politik, Werte und Mutterschaft mit all ihren Konsequenzen Eingang in die Geschichte.
Die unheimliche Stärke dieses Buches liegt darin, dass man sich beim Lesen selbst immer wieder dabei ertappt, Karolin nicht wirklich widersprechen zu können. Es ist total gruselig, weil es aufzeigt, wie subtil die Neue Rechte agiert. Wie gut sie die Schwachpunkte bestimmter Gruppen (hier: junge Mütter) ausfindig machen und dann genau dort ansetzen. Und zwar nicht durch laute Parolen oder angriffslustige Argumente, sondern durch ganz gezielt gesetzte, scheinbar beifällige Bemerkungen. Und die treffen genau dort, wo das Selbstbewusstsein vielleicht eh schon leicht angekratzt ist. Und dann beginnen die Zweifel. Und das reicht.
Dieses Buch macht Angst, weil es sich hier keinesfalls um eine Dystopie handelt, sondern sich die Geschichte so oder so ähnlich in vielen ländlichen Regionen abspielen könnte und es vermutlich auch tut. Beim Lesen musste ich neben Margaret Attwood’s Handmaid’s Tale auch an die Metapher mit dem Frosch im Wasserglas denken: Aus einem Glas mit heißem Wasser würde er sofort wieder raushüpfen, aber wenn man ihn in kaltes Wasser setzt und die Temperatur ganz langsam erhöht, merkt er die Hitze erst, wenn es schon zu spät ist.
Das Einzige, das ich mir noch gewünscht hätte, wären etwas mehr Infos an bestimmten Stellen: Wie genau ist die Dynamik zwischen Karolin und Clemens? Über Jonas hätte ich auch so gerne mehr erfahren – vielleicht hätte man den kalifornischen Liebhaber für ein paar mehr Informationen opfern können?
Insgesamt hat mich das Buch aber überzeugen können, und von mir gibt’s definitiv eine Empfehlung. Eignet sich ganz sicher auch gut als Buchclub-Buch oder Oberstufenlektüre! Und als Geschenk für all jene, die vielleicht anfällig für die vermeintliche Idylle der Tradwife-Bewegung sind.
Jana zieht mit ihrem Mann und den Kindern aufs Land und knüpft dort Kontakt zu anderen Müttern. Schnell wird sie in die Gruppe aufgenommen, um dann festzustellen, dass vor allem die „Anführerin“, Karolin, ihr Leben als Tradwife gekonnt auf den sozialen Medien inszeniert. Diese scheinbar selbstgewählte Rückkehr in traditionelle Rollenmuster wird im perfekt kuratierten Feed geschickt als einzig erfüllendes Familienmodell präsentiert: dreckige, aber glückliche Kinder, die den ganzen Tag im Freien spielen und natürlich nicht fremdbetreut werden; Rezepte, bei denen man neben den Erzeugnissen aus dem eigenen Garten selbstverständlich vor allem die Liebe schmeckt, mit der sie für die Familie zubereitet wurden; Landhausästhetik von den Holzmöbeln bis zu den Outfits der gesamten Familie. Jana merkt, dass sie gleichzeitig fasziniert, abgeschreckt und sogar neidisch ist und wir begleiten sie dabei, wie sie sich mit dem Ganzen auseinandersetzt. Nebenbei finden Themen wie Familiendynamik, rechte Politik, Werte und Mutterschaft mit all ihren Konsequenzen Eingang in die Geschichte.
Die unheimliche Stärke dieses Buches liegt darin, dass man sich beim Lesen selbst immer wieder dabei ertappt, Karolin nicht wirklich widersprechen zu können. Es ist total gruselig, weil es aufzeigt, wie subtil die Neue Rechte agiert. Wie gut sie die Schwachpunkte bestimmter Gruppen (hier: junge Mütter) ausfindig machen und dann genau dort ansetzen. Und zwar nicht durch laute Parolen oder angriffslustige Argumente, sondern durch ganz gezielt gesetzte, scheinbar beifällige Bemerkungen. Und die treffen genau dort, wo das Selbstbewusstsein vielleicht eh schon leicht angekratzt ist. Und dann beginnen die Zweifel. Und das reicht.
Dieses Buch macht Angst, weil es sich hier keinesfalls um eine Dystopie handelt, sondern sich die Geschichte so oder so ähnlich in vielen ländlichen Regionen abspielen könnte und es vermutlich auch tut. Beim Lesen musste ich neben Margaret Attwood’s Handmaid’s Tale auch an die Metapher mit dem Frosch im Wasserglas denken: Aus einem Glas mit heißem Wasser würde er sofort wieder raushüpfen, aber wenn man ihn in kaltes Wasser setzt und die Temperatur ganz langsam erhöht, merkt er die Hitze erst, wenn es schon zu spät ist.
Das Einzige, das ich mir noch gewünscht hätte, wären etwas mehr Infos an bestimmten Stellen: Wie genau ist die Dynamik zwischen Karolin und Clemens? Über Jonas hätte ich auch so gerne mehr erfahren – vielleicht hätte man den kalifornischen Liebhaber für ein paar mehr Informationen opfern können?
Insgesamt hat mich das Buch aber überzeugen können, und von mir gibt’s definitiv eine Empfehlung. Eignet sich ganz sicher auch gut als Buchclub-Buch oder Oberstufenlektüre! Und als Geschenk für all jene, die vielleicht anfällig für die vermeintliche Idylle der Tradwife-Bewegung sind.