Zeugen einer gefährlichen Entwicklung

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estuck Avatar

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Das Buch erzählt die Geschichte von Jana, die mit ihrer Familie aus der Großstadt in ein vorstädtisches Quartier "Idyll" zieht. Sie ist aktuell schwanger mit ihrem dritten Kind und hat, für ihren Mann überraschend und unverständlich, ihren Job gekündigt. In einem Cafe lernt sie dann zufällig Karolin kennen, eine andere Mutter aus der Nachbarschaft und die beiden freunden sich schnell an. Bald wird Jana und de Leser klar, dass Karolin sehr konservative Werte vertritt. Sie lebt als Hausfrau mit Mann und 5 Kindern, ist sehr christlich und gegen Abtreibung, macht vielen in der Küche und im Garten selbst und vermarktet dies auf Social Media. Mit anderen Müttern veranstaltet sie einen Lesekreis, in dem ua Kitas kritisiert werden und mit (zweifelhaften?) Studien deren Gefahr für die Kinder erläutert werden. Nach und nach wird auch ihre politisch rechte Gesinnung aufgedeckt.
Für Jana sind diese Standpunkte zunächst befremdlich und nichts, womit sie sich in ihrem alten Leben weiter beschäftigt hätte. Zunehmend beobachten wir die Hauptfigur aber dabei, dass sie sich durch die unterschwelligen Argumente der anderen Frauen in die Ideologie hineinziehen lässt.
Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Es wird schonungslos erzählt, wie die rechte Gesinnung in der sogenannten Mitte der Gesellschaft eintrudelt und auch nicht von einer übergeordneten Instant gerade gerückt. Der Leser muss an dieser Stelle die Schieflage selbst entlarven, was ich als tollen Kniff empfand. Absolut lesenswerte Lektüre für alle, die sich wie ich um die rechtsgewandte politische Lage sorgen.