Über einen König der Exilanten
Über einen König der Exilanten
In Martin Mittelmeiers Buch über Thomas Manns Zeit in Kalifornien „Heimweh im Paradies“ tritt der Autor mitunter wie ein König der Exilanten auf. Geadelt ist er durch den Literaturnobelpreis und durch die Aufmerksamkeit, die man ihm und seinen Vorträgen in Vorlesungssälen der USA entgegenbringt. Wie ein Staatsbesuch aus dem guten Deutschland scheint er sich offensichtlich zu fühlen, wenn er ins Weiße Haus zu Präsident Roosevelt eingeladen ist. Er ist jedoch kein König, der sich irgendeiner Art Regierungsverantwortung zu stellen bereit ist. Wenn es darum geht, ein politischer Anführer der ideologisch und künstlerisch diversen Gruppe von Exil-Deutschen zu werden, drückt er sich mitunter vor der Verantwortung. Dennoch sind seine Reden, die ihm Rundfunk in die Heimat übertragen werden, das wohl wichtigste Zeugnis einer verbleibenden Hoffnung auf eine Rückkehr zur Humanität in diesen Jahren.
Diesen knapp zusammengefassten Eindruck erhält man bei der Lektüre dieses Sachbuchs, das seine Lesenden auf kluge Art und Weise an die kalifornische Pazifikküste ab dem Jahr 1938 führt. Die chronologisch nach Jahreszahl geordneten Kapitel sind keineswegs überfrachtet. Im Gegensatz zu vielen anderen Texten zu diesem Thema fühlt man sich nicht überfordert, wenn man nicht jede Persönlichkeit gleich kennt, mit der die Familie Mann in dieser letzten Lebensphase des Autors zu tun bekommt. Trotzdem gelingt Mittelmeier eine scharfe Zeichnung der politischen Verhältnisse im Gastland, dass ja den Exilanten durchaus auch mit Misstrauen begegnet. Gleichzeitig schafft er es aber die Werkgeschichte dieser Jahre mit einzubeziehen und so ist das Buch eine Einladung, mal wieder oder zum ersten Mal in Manns letzten Band der Joseph-Tetralogie, in den Felix Krull’schen Bekenntnisse oder in „Lotte in Weimar“ zur Hand zu nehmen. Letzteres ist sogar direkt ein Vorbild für die eben etwas literarischer geratene Gestaltung eines Kapitels in „Heimweh im Paradies“. Also, nicht nur als reines Sachbuch ein gelungener Beitrag und eine Empfehlung zum Thomas-Mann-Jahr, ohne dass es gleich eines eigenen Studiensemesters für die Lektüre bedarf.
In Martin Mittelmeiers Buch über Thomas Manns Zeit in Kalifornien „Heimweh im Paradies“ tritt der Autor mitunter wie ein König der Exilanten auf. Geadelt ist er durch den Literaturnobelpreis und durch die Aufmerksamkeit, die man ihm und seinen Vorträgen in Vorlesungssälen der USA entgegenbringt. Wie ein Staatsbesuch aus dem guten Deutschland scheint er sich offensichtlich zu fühlen, wenn er ins Weiße Haus zu Präsident Roosevelt eingeladen ist. Er ist jedoch kein König, der sich irgendeiner Art Regierungsverantwortung zu stellen bereit ist. Wenn es darum geht, ein politischer Anführer der ideologisch und künstlerisch diversen Gruppe von Exil-Deutschen zu werden, drückt er sich mitunter vor der Verantwortung. Dennoch sind seine Reden, die ihm Rundfunk in die Heimat übertragen werden, das wohl wichtigste Zeugnis einer verbleibenden Hoffnung auf eine Rückkehr zur Humanität in diesen Jahren.
Diesen knapp zusammengefassten Eindruck erhält man bei der Lektüre dieses Sachbuchs, das seine Lesenden auf kluge Art und Weise an die kalifornische Pazifikküste ab dem Jahr 1938 führt. Die chronologisch nach Jahreszahl geordneten Kapitel sind keineswegs überfrachtet. Im Gegensatz zu vielen anderen Texten zu diesem Thema fühlt man sich nicht überfordert, wenn man nicht jede Persönlichkeit gleich kennt, mit der die Familie Mann in dieser letzten Lebensphase des Autors zu tun bekommt. Trotzdem gelingt Mittelmeier eine scharfe Zeichnung der politischen Verhältnisse im Gastland, dass ja den Exilanten durchaus auch mit Misstrauen begegnet. Gleichzeitig schafft er es aber die Werkgeschichte dieser Jahre mit einzubeziehen und so ist das Buch eine Einladung, mal wieder oder zum ersten Mal in Manns letzten Band der Joseph-Tetralogie, in den Felix Krull’schen Bekenntnisse oder in „Lotte in Weimar“ zur Hand zu nehmen. Letzteres ist sogar direkt ein Vorbild für die eben etwas literarischer geratene Gestaltung eines Kapitels in „Heimweh im Paradies“. Also, nicht nur als reines Sachbuch ein gelungener Beitrag und eine Empfehlung zum Thomas-Mann-Jahr, ohne dass es gleich eines eigenen Studiensemesters für die Lektüre bedarf.