HEIM-Weh?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
nordlicht Avatar

Von

Der Prolog spielt im Jahr 1981 und schildert, wie ein dreizehnjähriger Junge in seinem Bett von einer Gestalt mit Insektenmaske überwältigt und entführt wird. Der Entführer, bei dem es sich der Stimme nach möglicherweise um einen Teenager handelt, versucht, sein Opfer zu töten und in einer vorher ausgehobenen Grube im Wald zu verscharren.
Im Hauptteil, dessen Handlung in der Gegenwart (2013) in Berlin spielt, erfährt der Leser, dass Jesse Berg, der Junge aus dem Prolog, damals überlebt hat und jetzt als Kinderarzt arbeitet. Auch jetzt hält die Nacht noch Schrecken für Jesse bereit: Er wird nach wie vor von Alpträumen gequält. Eines Nachts, kurz nach der Trennung von seiner Frau Sandra und dem Umzug in seine neue Wohnung, glaubt seine achtjährige Tochter Isabelle ein "Monster" am Fenster zu sehen, das sie beobachtet.
Das zweite Kapitel bringt einen Szenenwechsel mit sich, denn es spielt in Garmisch Partenkirchen. Artur Messner, der ehemalige Leiter eines Kinderheims, dessen Leitung inzwischen sein Sohn innehat, erhält ein Paket. Der Gedanke an die Öffnung des Pakets beunruhigt ihn - zu Recht, denn es enthält eine übelriechende, abgetrennte Männerhand. Anhand einer Narbe erkennt Artur, dass die Hand einem Bekannten gehörte, mit dem er in seiner Jugend in kleinkriminelle Machenschaften verstrickt war. Der Absender des makaberen Pakets ruft an und fordert von Artur Auskunft darüber, wo Jesse zu finden sei.Unter Drohungen zwingt er den alten Heimleiter dazu, Jesses letzte bekannte Adresse preiszugeben.
Wie immer beginnt die Handlung bei Marc Raabe medias in res und der Spannungsbogen steigt steil an, das gilt sowohl für die Handlung im Prolog als auch für die sich daraus für den erwachsenen Jesse ergebenden Bedrohungen. Der Sprachstil ist knapp und schnörkellos, dabei aber anschaulich und alle bis dahin wichtigen Informationen vermittelnd.
Gern würde ich diesen offensichtlich sehr spannenden Thriller weiterlesen und erfahren, weshalb Jesse schon sein Leben lang auf der "Todesliste" des Insektenmannes steht. Der Titel HEIMweh lässt darauf schließen, dass das Motiv in der Zeit im Kinderheim begründet liegt.