DDR im Labensky-Rückblick

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Labensky, 79-jähriger Resident eines Seniorenheims im Umfeld von Erfurt, bricht nach Erhalt eines Briefes über den Fund einer Frauenleiche und einer durchwachten Nacht auf eine Reise nach Warnemünde auf. Es ist die erste Reise seit langem, völlig planlos und ohne Gepäck, die Überforderung beginnt bereits am Fahrkartenautomaten, aber mit Glück findet er einen Junggesellenverbund, der ihn im Flixbus auf einem gemeinsamen Ticket mitnimmt.
In der Beschreibung, es handele sich bei Labensky um einen "Mann, der
sein Leben lang die unwahrscheinlichsten Geschichten ge-
kannt hatte, aber von keinem Menschen je danach gefragt
worden war", bereits das Versprechen des Buches: Endlich all die Geschichten erzählen und hören zu können. Dieses Versprechen löst "Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge" auch ein und kommt mit jedem Buskilometer nicht nur weiter nach Norden, sondern auch weiter zurück in die DDR-Vergangenheit.
Das Autorenduo Tsokos und Tsokos besteht aus Michael Tsokos, dem Gerichtsmediziner turned Bestsellerautor, und seiner Frau Anja Tsokos, die viel DDR-Detailwissen besteuert. Inhaltlich kann man somit gegen das Buch überhaupt nichts sagen, der Sprache merkt man aber den Wunsch gefallen zu wollen an. Neben einigen pointenhaschenden Formulierungen und einem gewissen Kalkül ist das Buch an manchen Stellen auch etwas langatmig ausgefallen. Für DDR-Fans und -Nostalgiker aber trotzdem in jedem Fall lesenwert.