Geschichten über die Geschichte der DDR

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azyria_sun Avatar

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Worum geht’s?
Heinz Labensky ist 79 und wohnt in einem Seniorenheim. Zeit seines Lebens hat er den Osten Deutschlands nicht verlassen. Bis er eines Tages einen Brief erhält von einer Frau, die behauptet, die Tochter von Rita, seiner Jugendliebe und ehemals besten Freundin zu sein. Rita, die plötzlich spurlos verschwand. Ohne nachzudenken, setzt Heinz Labensky sich in einen FlixBus und fährt los.

Meine Meinung:
Der Roman „Heinz Labensky – Und seine Sicht auf die Dinge“ ist ein gemeinsames Werk von Prof. Dr. Michael Tsokos und seiner Frau Anja Tsokos. Anders als die Thriller und Kriminalromane, die wir von Prof. Dr. Tsokos kennen, geht es hier ruhig zu und wir nehmen historische Einblicke in die ehemalige DDR. Der Schreibstil des Buches gefällt mir sehr gut, er ist bildhaft, direkt und mit einer Prise Humor.

Heinz Labensky ist ein 79jähriger Rentner mit niedrigem IQ, der als förderungsunfähig von der Grundschule genommen wurde und sich mit verschiedenen Aushilfsjobs durchs Leben geschlagen hat. Inzwischen wohnt er in einem Seniorenheim, wo er seinen Lebensabend verbringt. Ich mochte den alten, etwas verschrobenen Kauz, der einen ganz eigenen Kopf und eine ganz eigene Ansicht hat, sehr gerne.

Als ihn ein Brief erreicht, wird er nochmal mobil und zieht los - und da wird es dann richtig interessant, denn wir begleiten Heinz auf seinem Weg nach Rostock und erleben die tollsten Dinge mit ihm. Angefangen von der Gruppe Jungs auf Junggesellenabschied bis hin zu dem Mann, der auf dem Weg zu seiner Affäre ist. Und allen, denen er auf seinem Weg begegnet, erzählt Heinz eine Geschichte. Die Geschichte von ihm, von Rita und von der ehemaligen DDR. Hier verweben sich dann Fakten und Fiktion aufs Wildeste, aber ich fand das total unterhaltsam! Was Heinz angeblich alles erlebt hat – wobei er ja von sich sagt, dass er schon immer Geschichten erfunden hat. Bis auf wenige Längen hat es mir richtig gut gefallen. Wir bekommen Einblicke in das Leben der ehemaligen DDR, die Stasi, geheime Kinderheime, die Vorbereitung der Teilnehmer der Olympischen Spiele. Wir suchen das Bernsteinzimmer und erleben die Grenzöffnung und vieles mehr und alles an der Seite von Heinz. Und obwohl ich bereits geahnt habe, wie das Buch enden wird, nachdem er den Brief erhalten hat, so was das Ende doch total emotional und zu Herzen gehend und die letzten Seiten haben mich zu Tränen gerührt. Ein wirklich schönes Buch über einen Mann, der Geschichten aus und mit der Geschichte erzählt. Ich bin schon gespannt, ob noch ein weiteres gemeinsames Buch des Ehepaars erscheinen wird und wenn ja, was wir da lesen dürfen.

Fazit:
Prof. Dr. Michael Tsokos und seine Frau Anja Tsokos haben mit „Heinz Labensky – Und seine Sicht auf die Dinge“ gemeinsam einen wirklich unterhaltsamen Roman geschrieben. Auch wenn es zwischendurch einige Längen gab, so ist es doch unterhaltsam und mit einer Prise Humor geschrieben. Heinz, der sein Leben lang immer wieder Geschichten erfunden hat, unterhält uns auf der Fahrt nach Rostock wirklich grandios mit seinen Erzählungen, die Fakten und Fiktion verbinden. Sei es die Stasi, die Mauer und deren Öffnung, geheime Kinderheime und und und – hier bekommen wir einen wirklich spannenden Einblick in die Geschehnisse der ehemaligen DDR und es hat wirklich Spaß gemacht, von und über Heinz zu lesen. Und obwohl das Ende vorhersehbar war, ging es mir doch zu Herzen.

4 Sterne von mir und ich bin gespannt, ob es weitere gemeinsame Bücher des Ehepaars geben wird.