Gute Idee, leider zunehmend langatmige, aufgeblähte Handlung. Mäßig unterhaltend.

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kleinervampir Avatar

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Buchinhalt:

Heinz Labensky ist fast 80 und lebt in einem Seniorenheim in den neuen Bundesländern. Eines Tage erreicht ihn ein Brief, in dem sich eine Frau als Tochter von Labenskys Kindheitsfreundin Rita vorstellt. Kurzerhand türmt Labensky aus dem Heim und macht sich auf einem abenteuerlichen Roadtrip im Flixbus auf zur Ostsee, wo er sich mit der Unbekannten treffen will. Unterwegs lässt er in Gedanken sein bewegtes Leben in der DDR Revue passieren, hängt Gedanken an Rita nach und erzählt seine Lebensgeschichte. Wird er das letzte Große Rätsel am End elüften können, den Verbleib seiner Jugendliebe...


Persönlicher Eindruck:

Heinz Labenskys Roadtrip durch sein Leben in der DDR, einem Land, das nur noch in seiner Erinnerung existiert: seine haarsträubenden Geschichten und die Suche nach Antworten – das verspricht zunächst ein aufregendes Abenteuer. Letztendlich konnte die Geschichte meine hohen Erwartungen in dem Maß leider nicht erfüllen.

Zunächst macht sich der Leser zusammen mit dem fast 80jährigen Heinz Labensky auf vom Seniorenheim in Erfurt hin zur Ostsee, im Flixbus, zusammen mit einer großen Anzahl ganz unterschiedlicher Leute. Labensky ist irgendwo in seiner Vergangenheit stehengeblieben und kommt mit dem neumodischen Kram nur schwer zurecht; später in der Geschichte erfährt man: Labensky ist nicht sehr intelligent doch was er nicht kapiert, macht er mit großer Fantasie und haarsträubenden Geschichten wett.

Erzählt wird in einem einzelnen Handlungsstrang, der wechselt zwischen langen Passagen aus Labenskys Kindheit, Jugend und Erwachsenenzeit in der DDR, unterbrochen von kleineren Passagen in der Gegenwart. Der Schreibstil ist sehr blumig und ausschweifend, ich hatte oft den Eindruck, ich bekomme beim Lesen gar nicht alles mit. Jedenfalls plätschert der Plot nach einem humorigen Beginn lange Strecken mit den Erinnerungen des alten Mannes an die Erlebnisse in der DDR einfach dahin, ohne die Handlung grundsätzlich weiter zu bringen.

Labensky selbst ist unglaublich naiv und auch verstandesmäßig ein wenig eingeschränkt, erscheint aber an vielen Stellen auch verschmitzt und schlitzöhrig, so dass ich mehr als einmal versucht war, zu glauben, er stellt sich nur dumm. Leider bleibt mit fortschreitender Handlung die Glaubwürdigkeit der Hauptfigur Stück für Stück auf der Strecke, auch wenn Labensky im Kern ein gutes Herz hat.

Die Erzählungen aus DDR-Zeiten waren gut recherchiert, keine Frage. Beginn und Schluss der vorliegenden Geschichte haben mir gut gefallen, doch die Mittelteil war mir eindeutig zu lang und aufgebläht. Man hätte in meinen Augen keine 360 Seiten für diese Geschichte gebraucht, die Länge tut dem Plot keinen Gefallen – zumal man nach einer Weile als Leser (besonders als westdeutscher Leser) nicht mehr unterscheiden kann, was nun Fiktion und Fantasie der Hauptfigur ist und was geschichtliche Tatsache.

Insgesamt konnte mich das Buch nur mäßig begeistern – außer dem wirklich gut gemachten Schluss wird aber nichts längerfristig im Gedächtnis bleiben. Kein Buch, das man gelesen haben muss.