Nicht wie erwartet

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friede.freude.lesefuchs Avatar

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Während mich Titel, Cover, Klappentext und Leseprobe neugierig machten und auf Anhieb gefielen, konnte mich der Roman "Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge" von Tsokos & Tsokos insgesamt nicht wirklich überzeugen.

Worum geht es in dem Buch? Ein älterer Herr namens Heinz Labensky erhält Post ins Seniorenheim. Seine große Liebe Rita aus Jugendzeiten ist verschwunden. Das lässt ihn Ritas Tochter Rosa auf diesem Weg wissen. Umgehend begibt sich Heinz in einen Flixbus nach Warnemünde, um herauszufinden, was es mit dem Verschwinden auf sich hat. Er, der den "Osten" nach der Wende nie verlassen hat. Doch endlich kommt wieder Schwung in sein Leben und er unter Leute...

Warum hat mich der Roman nicht gepackt? Ich bin eher davon ausgegangen, dass Heinz sich zur Tochter begibt und gemeinsam mit ihr Geheimnisse der Vergangenheit aufdeckt und sie sich generationenübergreifend gegenseitig bereichern. Stattdessen sitzt Heinz im Flixbus und erzählt mal hier mal dort den Leuten, die in den Bus ein- und aussteigen, mehr oder weniger zusammenhanglose Episoden aus DDR-Zeiten. Er verliert sich in Nebenhandlungen und trägt nicht wirklich zum Fortgang der Geschichte bei. Ich bin durchaus interessiert, zu erfahren, wie es den Menschen damals ergangen ist, doch in dieser Form konnte ich nicht viel daraus mitnehmen. Es war schwierig für mich zu unterscheiden, was der Realität entspricht und was der Fantasie und Überheblichkeit des Herrn Labensky. Am Ende wird die eigentliche Geschichte rund um Rita zwar aufgelöst, jedoch war auch das nicht befriedigend, wie ich finde. Aus meiner Sicht wurde das, worauf ich als Leserin die ganze Zeit hingefiebert habe, zu schnell und etwas lieblos abgehandelt. Emotionale Stelle berührten mich leider in keiner Weise, weil durchweg eine Distanz zu den Figuren bestand.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, jedoch war er mir stellenweise zu nüchtern und wenig reizvoll. Ich habe Textstellen vermisst, die allein aufgrund ihrer Formulierung schon lesenswert sind. Zwar war eine gewisse Spannung gegeben, doch es gab viele langatmige Passagen und das Tempo wurde stets sofort gedrosselt, sobald die Geschichte auch nur ansatzweise in Schwung kam. Somit konnte mich der Roman nur in geringem Maß unterhalten und ich kann keine eindeutige Empfehlung aussprechen. Vielleicht passe ich einfach nicht zur Zielgruppe und war durch meine Erwartungen zu sehr eingenommen. Letztendlich sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden.