Roadtrip

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weißerkakadu Avatar

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Der 79jährige Einfaltspinsel Heinz Labensky verbringt seinen Lebensabend in einem Seniorenheim in Erfurt bis ihn eines Tages der Brief der Tochter seiner Jugendliebe Rita erreicht. Kurzentschlossen macht er sich auf den Weg von Erfurt nach Rostock-Warnemünde, um diese junge Frau kennenzulernen, von deren Existenz er bis dahin nichts wusste und die die einzige Verbindung zu der Frau zu sein scheint, die damals spurlos aus seinem Leben verschwunden ist.

In einem Flixbus erzählt er den wechselnden mitreisenden Nachbarn Kapitel aus seiner Lebensgeschichte, angefangen in dem brandenburgischen Dorf, in dem er mit Rita zur Grundschule gegangen ist, über seine Jahren in Berlin, unangenehme Bekanntschaften mit Stasi-Mitarbeitern und deren Machenschaften, eine Taxifahrt mit Terroristen bis hin zu abenteuerlichen Grabungsaktionen nach dem Bernsteinzimmer. Bei all seinen skurillen Erlebnissen war Heinz Labensky immer vom Gedanken an Rita getrieben, der Frau, die er sein ganzes Leben lang geliebt hat und die er immer auf seine eigene, naive Art beschützen wollte.

Bisweilen hatte ich den Eindruck, dass das Buch zu viel wollte. Das zeigt sich bereits bei den Figuren der Mitreisenden, denen Heinz Labensky seine Geschichten erzählt: der altklugen 13jährige Mila und ihrem jüngeren Bruder, bei denen ich ihre gestelzte Ausdrucksweise für unglaubwürdig gehalten habe, dann die junge Frau Didinga, die vor einigen Jahren aus dem Sudan geflüchtet ist und nun in Berlin studieren möchte und schließlich Matthias, ein notorischer Fremdgeher, der gerade auf dem Weg zu seinem nächsten Date ist.
Die teilweise haarsträubenden Anekdoten und Bekanntschaften des Heinz Labensky haben mich etwas an den "Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand" erinnert. Leider erreicht dieses Buch nicht die Qualität des "Hunderjährigen" von Jonas Jonasson. Manche Teile der Erzählung waren mir zu unlogisch und viele sprachliche Vergleiche in dem Buch haben mich gestört, weil sie mir zu konstuiert und unüblich in der Ausdrucksweise erscheinen. Mein Fazit: nette Unterhaltungsliteratur, jedoch kein Muss.