Skurril und humorvoll

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Der Rentner Heinz Labensky, der in einem Seniorenheim seine letzte Zeit verbringt, nimmt uns mit auf seine Reise an die Ostsee. Dort will er sich nämlich mit Ritas Tochter treffen, die ihm einen Brief geschrieben hat, dass ihre Mutter verschwunden ist. Rita war seine große Jugendliebe. Beide waren Außenseiter in ihrem Dorf und fanden zueinander, um sich gegenseitig Halt zu geben, der ihnen von den Menschen um sie herum verweigert wurde.
Heinz Labensky ist schon ein skurriler Typ. Das wird deutlich, als er sich ganz einfach in einen Flixbus setzt, um zur Ostsee zu gelangen. Schon auf dem Weg zur Haltestelle begegnen ihm die ersten Schwierigkeiten. Da er aber Menschenfreund ist und keine Berührungsängste zu kennen scheint, arbeitet er sich Schritt für Schritt voran, um seine 'Etappenziele' zu erreichen.
Heinz wurde in der Schule als förderungsunfähig eingestuft und verließ die Schule ohne Abschluss. Er akzeptiert alles, was andere sagen, weil er es nicht anders weiß. Trotzdem schlägt er sich auf seine skurrile Weise durch. Während er zur Ostsee fährt, durchdenkt er einzelne Stationen seines Lebens und vermittelt uns seine Biographie. Diese spielte sich im Osten Deutschlands ab, in der ehemaligen DDR.
Die Gedankengänge haben mich gut unterhalten und auch informiert. Da gibt es lustige Wortschöpfungen und DDR-Vokabeln, die mir nicht bekannt waren. Er nimmt Sprache auseinander und spielt damit. So ist er z.B. stolz darauf, Studentenfutter zu essen, obwohl er keinen Schulabschluss hat. Köstlich! Allerdings sind manche seiner Erinnerungen kaum glaubhaft, sie hören sich sehr konfus an. Aber naja, Erinnerungen verblassen und werden modifiziert.....
Heinz erinnert sich gerne, er erzählt auch gerne, so dass es an einigen Stellen im Buch zu einer gewissen Langatmigkeit kommt, weil die Details zu sehr ausgebreitet werden oder sich wiederholen.
Ich hatte alles in allem auf jeden Fall unterhaltsame Stunden mit diesem Buch, wozu auch der Schreibstil beigetragen hat, der sich fließend lesen lässt.
Sicherlich ist der Roman besonders empfehlenswert für ehemalige DDRler, da wird bestimmt so einiges ins Gedächtnis zurückgeholt. Aber auch für mich als 'Wessie' war das Buch lesenswert.