Magie, Macht und ein Ende, das alles verändert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
nanaslesetapsen Avatar

Von

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo ich anfangen soll, weil mich dieser Auftakt so unerwartet heftig abgeholt hat. Heir of Illusion ist ein solider erster Band, der nicht nur Lust auf mehr macht, sondern mich mit einem der krassesten Enden der letzten Zeit zurücklässt. Ich sitze immer noch da und denke: „Okay… was zur Hölle ist da gerade passiert?“ Im positivsten Sinne, versteht sich.

Was dieses Buch für mich absolut herausragen lässt, ist das Worldbuilding. Und zwar auf einem Niveau, das man nicht häufig bekommt. Die Detailtiefe ist irre gut: Feen, Halbfeen, Menschen, Götter, die gesellschaftlichen Unterschiede, die Machtstrukturen, dazu dieses düstere, magisch aufgeladene Setting – alles greift so stimmig ineinander, dass man völlig darin versinkt. Ich liebe es, wenn eine Welt sich anfühlt, als würde sie existieren, während ich nicht hinsehe. Genau das passiert hier.

Ivy als Protagonistin ist ein Paradebeispiel für eine Figur, die gleichzeitig stark und zerbrechlich sein darf. Dieses erzwungene Leben durch den Halsring, der sie unfrei macht, ihr „Bad-Girl“-Image, das eigentlich nur eine Maske ist, und ihre unerschütterliche Menschlichkeit, obwohl sie mehr Blut an den Händen hat, als sie jemals wollte – das alles macht sie unglaublich greifbar. Ihre Doppelidentität als „Engel der Gnade“ passt perfekt zu diesem inneren Konflikt. Und ja… ihr tyrannischer König ist einfach ein komplettes Sackgesicht. Da gibt es nichts zu beschönigen.

Thorne ist da nochmal ein eigenes Kapitel. Seine Scharade, seine rätselhafte Art und diese Anziehung zwischen ihm und Ivy, die intensiv, aber nie überzogen wirkt – genau solche Dynamiken liebe ich in Romantasy. Die Beziehung der beiden ist präsent, aber sie tritt nie so sehr in den Vordergrund, dass sie die Handlung erschlägt. Es bleibt eindeutig Ivys Geschichte. Und selbst die Nebenfiguren bekommen genug Tiefe, um emotional zu funktionieren. Das ist selten und hier richtig gut gelungen.

Und dann kommt dieses eine Geheimnis ans Licht. Nichts, was ich erwartet hätte. Ein Puzzleteil, das plötzlich alles sprengt, was man sich bis zu diesem Punkt zusammengebaut hat – und es sorgt für einen Abschluss, der einen einfach stehen lässt. Mit offenen Fragen, mit Verwirrung, mit purer Neugier darauf, was jetzt eigentlich wirklich dahintersteckt. Genau so muss ein Cliffhanger sein.

Der Schreibstil ist bildhaft, detailreich, atmosphärisch und zieht einen sofort rein. Man wird quasi in die Handlung geworfen, ohne dass es sich überstürzt anfühlt. Alles wirkt so lebendig und durchdacht, dass ich jetzt schon das Gefühl habe, Band zwei wird noch viel größer, düsterer und epischer.

Für mich ist dieser Auftakt ein Traum für jedes Regal – inhaltlich wie optisch. Und ich gebe bewusst 4 von 5 Sternen, nicht weil mich etwas gestört hätte, sondern weil ich ganz genau weiß, dass da noch so viel mehr drinsteckt. Dass der nächste Band die Chance hat, mich komplett umzuhauen. Und auf genau dieses Gefühl freue ich mich jetzt schon.