Sturm oder laues Lüftchen?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
kobina Avatar

Von

Das Hörbuch zu Heir of Storms hat mich mit einem ziemlich gemischten Eindruck zurückgelassen. Die Vorleserin macht grundsätzlich einen großartigen Job darin, die Figuren voneinander zu unterscheiden – so sehr, dass ich oft schon wusste, wer gerade spricht, bevor der Name überhaupt fiel. Ihre Betonung war jeweils so charakteristisch, dass man die Stimmen klar zuordnen konnte, selbst wenn die Person eigentlich gar nicht in der Szene war. Leider hat sie sich diesen Pluspunkt immer wieder selbst genommen: Am Ende vieler Wörter hört man dumpfe Atemgeräusche, als wäre das Mikrofon zu nah. Dadurch wird man ständig an das Medium Hörbuch erinnert und komplett aus der Immersion gerissen. Schade, denn das hätte leicht vermeidbar sein können.

Inhaltlich war Heir of Storms durchaus unterhaltsam, aber kein Highlight. Das Love Triangle war leider die langweilige Sorte: einer der Männer dient lediglich als Hindernis, Spannung, wer es am Ende wird, kam dabei nie wirklich auf. Auch die restlichen Dynamiken zwischen den Figuren bleiben eher oberflächlich, nichts Tiefgründiges oder besonders Nuanciertes, aber immerhin konsequent klassisch YA. Das Buch will das sein, und genau das ist es auch. Die Charaktere sind um die siebzehn, und sie verhalten sich auch so – was ich ehrlich gesagt erfrischend fand, weil sie damit authentischer wirken als viele andere gleichaltrige Protagonist:innen, die oft wie Mitte zwanzig handeln. Natürlich bedeutet das aber auch, dass ihr Weltbild manchmal recht undifferenziert bleibt.
Besonders positiv hervorheben möchte ich allerdings, dass wir hier mal einen zweieiigen Zwilling in der Hauptrolle haben, da ich davon bisher (so weit ich mich erinner) noch nichts gelesen habe.

Die Welt selbst ist solide aufgebaut: Nicht plump, aber auch nicht außergewöhnlich; ein „klassisches“ YA-Fantasy-Setting eben. Wie altbekannt, muss die Protagonistin im Verlauf des Buches drei Trials bestehen. Diese konnten mich leider gar nicht abholen. Während die ersten beiden recht trivial und beliebig wirkten, ergab das dritte in meinen Augen kontextuell gesehen schlichtweg keinen Sinn. Dies weiter auszuführen, wäre allerdings ein ziemlicher Spoiler für den Verlauf der Handlung, weswegen ich mich nun weiter im Stillen aufrege.

Unterm Strich: Heir of Storms ist nett für zwischendurch, wenn man genau das erwartet, was es ist – ein jugendliches, vorhersehbares Fantasy-Abenteuer mit bekannten Tropes. Für mehr hat es mich aber weder inhaltlich noch erzählerisch wirklich mitgerissen.