Schöne Familiengeschichte

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rebekka Avatar

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Sacht, ganz sacht zieht uns Hiltrud Baier in ihre Familiengeschichte hinein, die von zwei unterschiedlichen Frauen getragen wird. Anna, 72, wird wohl bald an Krebs sterben und möchte vorher noch etwas Wichtiges erledigen. Ihre Nichte Friederike, 51, hat eine unangenehme Scheidung hinter sich und erklärt sich bereit, einen Brief Annas nach Lappland zu bringen. Dort soll sie ihn persönlich einem ominösen "Petter" übergeben. Was es mit dem Schreiben auf sich hat, wer Petter ist warum es so wichtig ist, dass Friederike ihn trifft– das alles will Anna ihr nicht verraten. Und so beginnt eine Reise, an deren Ende nichts mehr so ist, wie es mal war.

Hiltrud Baier hat mit diesem Buch eine sehr schöne Familiengeschichte geschrieben, die sich gut und flüssig lesen lässt. Ihre liebenswerten Protagonistinnen und die anderen Personen hat man schnell ins Herz geschlossen. Dass die eine der anderen durch ihre lebenslangen Lügen Unrecht getan hat, kann man verzeihen, denn sie ist ihr auf der anderen Seite mit viel Liebe begegnet und hat sie immer unterstützt.

Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gibt an diesem Buch, dann ist es die Entwicklung der Geschichte in Lappland. Dass ein Same, der den Winter und die Einsamkeit im hohen Norden kennt, eine Unbekannte ohne ein Wort der Erklärung drei Wochen lang in einen verlassenen Dorf allein lässt, erscheint mir undenkbar. Da ist wohl die Liebe der Autorin zur nordschwedischen Landschaft und Natur mit ihr durchgegangen, gab es ihr doch Gelegenheit, beides ausführlich zu beschreiben. Wahrscheinlich kann sie sich nicht vorstellen, dass ein solch langer Aufenthalt weit weg von jeder Zivilisation für andere Menschen der reinste Horror sein könnte.

Das Cover halte ich für sehr passend.