Helles persönlichster Fall

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„Helle und der falsche Prophet “ von Judith Arendt ist bereits der dritte Fall für die Kommissarin Helle Jespers aus dem dänischen Skagen.
Mitten in Dänemark existiert, von den Behörden unbehelligt, seit über 20 Jahren eine quasi religiöse Sekte. Die Anhänger, nicht alle sind freiwillig dabei, werden unterdrückt und geknechtet. Sie leben in einer pseudomittelalterlichen Welt.

Ein junges Paar, sie nennen sich Jemi und Nick, träumen von einem selbstbestimmten Leben und wagen den Ausbruch. Doch ihre Flucht läuft aus dem Ruder und hinterlässt Unglück und Chaos.

Helle, die mit ihrem Mann in Südfrankreich im Urlaub ist, erreicht ein Anruf. Eine junge Frau wurde tot am Strand aufgefunden. Es ist Merle, die mit Helles Sohn Leif befreundet war. Noch während der Recherchen zu den Umständen ihres Todes und der Frage, ob es sich um einen Unfall oder ein Verbrechen handelt, wird in einem Hostel in Kopenhagen einen toten Kanadier gefunden. Zufällig ist Helles Kollege Ole dort. Es scheint eine Verbindung zwischen den Toten zu bestehen. Merle fuhr per Anhalter mit einem jungen Paar, das an der Tankstelle, wo sie einstieg, einen seltsamen Eindruck hinterließ. Dieses Paar war durch sein merkwürdiges Verhalten im Hostel aufgefallen.

Die Geschichte, die Judith Arendt, auf verschiedenen Ebenen erzählt, erhält von Beginn an eine Komplexität, in die nur der Leser Einblick hat. Die Ermittlungen der Polizei spiegeln lediglich einzelne Puzzlestückchen wider. Die Spannung bleibt konstant auf einem hohen Niveau und lässt den Leser mitfiebern. Er kann einen Blick hinter die streng gehütete Fassade der Sekte werden und lernt Aussteiger kennen, die scheinbar den Sprung in ein bürgerliches Leben bar geschafft haben. Doch der Arm der Sekte ist lang.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und lässt sich ausgezeichnet lesen. Die bereits angesprochenen Perspektivwechsel bringen weitere Höhepunkte und Dynamik in die Handlung.

Helle Jespers, die Hauptermittlerin dieser Geschichte, ist anders, als man das sonst von Ermittlern gewohnt ist. Sie ist eine leicht übergewichtige, glücklich verheiratete und bodenständige Frau und Mutter Anfang 50. Sie leitet die Polizeistation in Dänemarks nördlichstem Zipfel Skagen und führt diese wie einen Familienbetrieb. Sie hat ein Problem mit Hierarchien in der Polizeiarbeit und macht es ihrer neuen Vorgesetzten nicht leicht.

Doch auch in dieser Geschichte beweist sie wieder ihre untrügliche Intuition und kommt der Aufklärung der Morde sehr nahe. Fast zu nahe, denn in einem emotional aufgeladenen und hochdramatischen Finale scheint sie an ihre Grenzen als Polizistin und als Mutter zu stoßen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Fazit:
Ein gut ausgedachte Geschichte, die in sich schlüssig gelöst wurde. Mich hat dieser Dänemark-Krimi gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich nicht nur 5 Sterne, sondern auch eine klare und eindeutige Leseempfehlung.