Für ein Kind auf die Gebärfunktionalitäten reduziert
In medias res, der Roman reißt mich sofort mit. Vom ersten Satz an wird die Atmosphäre gesetzt: Wir befinden uns in einer inhumanen, sterilen Atmosphäre mit vielen Frauen. Die Frau wird reduziert auf ihre reproduktiven Körperteile, sie muss funktionieren. Selbst, wenn sie nicht auf den Druck von Gesellschaft oder Familie reagiert und selber den Kinderwunsch äußert, muss sie ihren Körper den Göttern in Weiß unterwerfen. Keine Wärme, Geborgenheit, kein Nest, nur Funktionalitäten, medizinische Abläufe, Schmerz, der ausgehalten werden muss. Sie muss es aushalten, denn sie ist diejenige, die das Kind gebiert. Laut Protagonistin trägt der Mann nur einen Samenerguss dazu bei, was laut noch mit Lust verbunden ist, dann zieht er sich zurück. Der Fokus liegt auf der Protagonistin, sie handelt aus freiem Willen. Sie versucht, eine weibliche Gemeinschaft von Gleichgesinnten durch eine Whatsapp-Gruppe zu schaffen; wenn eine Frau schwanger wird, freut sich die Gruppe, aber gleichzeitig gehört sie nicht mehr zu denen, die ertragen, hoffen und warten. Jede ist für sich alleine. 20 Seiten Leseprobe haben mich gefangen, ich möchte unbedingt den Rest lesen. Ich wurde selbst erst mit 40 Mutter und es war nicht klar, ob ich schwanger werden würde. Mehrere meiner Freundinnen haben ihre Kinder invitro bekommen. Sie sprechen selten über die Details, bei allen wird nach der Geburt das Thema unter den Teppich geschoben. Bis auf die Hinweise auf die Pflichten gegenüber den Schwiegereltern kommt mir die Handlung bisher nicht spezifisch für Korea vor, sondern für Frauen, die sich diesem Prozess aussetzen. Ich bin gespannt, wie der Roman weiter geht. Wird der Druck steigen? Werden wir ihre Familie kennenlernen? Wird sie schwanger? Wird sie das Baby austragen können? Wie wird ihr Arbeitgeber reagieren? Ihr Mann? Wie wird sich ihr Leben, sie selbst entwickeln?