Als Frau in Korea - Zwischen beruflichem Erfolg, Mutterschaft und gesellschaftlichen Erwartungen

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Hello Baby - so heißt der Gruppenchat von sechs Frauen, alle Patientinnen der Angel Baby Klinik in Seoul, alle zwischen Ende 30 und Mitte 40, alle bisher ungewollt kinderlos. Die 44 jährige Munyeong versucht mit IVF schwanger zu werden, und findet in Jiun, Sora, Hyekyoung, Unha und Jeonghyo Gleichgesinnte. Geteiltes Leid mag hier angesichts von schmerzhaften Vorbereitungen und Eizellenentnahmen, erfolglosen Befruchtungen und Fehlgeburten kaum halbes Leid sein, doch die ähnlichen Erfahrungen und das Verständnis füreinander geben den Frauen in der Gruppe halt.

Über die verschiedenen Hintergründe der Frauen, beruflich, regional und auch mit Blick auf den finanziellen und sozialen Status, vermittelt der Roman einen erstaunlich weiten Einblick in die koreanische Gesellschaft und natürlich die diversen weiblichen Rollenbilder und Zwänge darin. Hier skizziert die Autorin eine Gesellschaft in der, gerade in der jüngeren Generation Mutterschaft negativ gedeutet zu sein scheint, als Belastung und ein Stören der wirtschaftlichen Produktivität. Dem steht jedoch gleichzeitig ein Druck von der Generation der Mütter und Schwiegermütter gegenüber Enkel „zu produzieren“. Und dazwischen steht die einzelne Frau mit ihren Träumen, Wünschen und eigenen Bedürfnissen.

Sensibel herausgearbeitet sind auch die Beziehungsmuster in denen die Frauen mit ihren Partnern agieren. Im Vergleich der jeweiligen Geschichten fällt auf wie unterschiedlich die Männer mit der Kinderwunschsituation, eventuell eigener Unfruchtbarkeit und den Belastungen der IVF Behandlung, auch für ihre Frauen, umgehen.

Hello Baby ist nüchtern und sensibel zugleich erzählt, schnörkellos gibt die Autorin Einblicke in die körperlichen und mentalen Belastungen der IVF und beweist dabei ein Gespür und Empathie für die Momente, in denen sie tiefer in die Gedanken der Frauen, Beziehungsmuster und gesellschaftlichen Zwänge in denen diese Agieren eintauchen muss.

Die vielfältigen Einzelschicksale verwebt die Autorin in eine berührende, erhellende, erschütternde und letztlich auch spannende Gesamterzählung. So wird Hello Baby zu einem hervorragend geschriebenen Roman über Frauen in der koreanischen Gesellschaft, gefangen zwischen den Erwartungen an sich selbst, der Familie, Schwiegerfamilie und eines gewissen Zeitgeistes. Ganz klare Leseempfehlung!