Ein großartiges Buch über Kinderwunsch, Schmerz & Hoffnung

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„Hello Baby“ – der Name des Gruppenchats, in dem sich Munjeong und ihre fünf Freundinnen während der schmerzhaften Phasen von Eizellentnahmen, Embryotransfers und wiederholten Fehlgeburten gegenseitig Halt geben. Die sechs Frauen lernen sich in der Baby Angel-Fruchtbarkeitsklinik in Seoul kennen und kämpfen alle mit demselben Wunsch: endlich schwanger zu werden – und zu bleiben. Als die 46-jährige Jeonghyo überraschend auf natürlichem Weg schwanger wird, bringt das einerseits große Freude, aber auch Misstrauen und Neid mit sich.

Was für ein großartiges, aber auch unfassbar schmerzhaftes Buch! Die Autorin Kim Eui-kyung hat selbst zwei Jahre in einer Kinderwunschklinik verbracht und genau diese Erfahrungen haben „Hello Baby“ inspiriert (Ü: Inwon Park). Sie wollte eine Geschichte erzählen, die zeigt, wie das Leben vor der Schwangerschaft aussieht – mit all seinen Schmerzen, Tränen und Emotionen. Und ich finde, das ist ihr definitiv gelungen.

Die sechs Frauen zeigen ganz unterschiedliche Facetten, wie herausfordernd und belastend Kinderwunschbehandlungen körperlich und seelisch sein können. Auch Themen wie Social Freezing und der Wunsch nach einem Baby als Single-Frau werden behandelt. Das Buch strotzt außerdem vor weiblicher Solidarität, was ich sehr mochte! Alle sitzen im gleichen Boot, unterstützen sich, wenn eine Behandlung wieder scheitert oder der Partner kein Verständnis zeigt.

Auch die Einblicke in die südkoreanische Kultur fand ich interessant: Zum Beispiel, dass Mitarbeitende dort Anspruch auf Urlaub für IVF-Behandlungen haben, aber oft deswegen von Kolleg:innen schief angesehen werden. Oder dass Samenspenden nur verheirateten Paaren erlaubt sind und sogar verheiratete Frauen die Zustimmung ihres Partners brauchen.

Ein sehr empfehlenswertes Buch, das ein schwieriges Thema ehrlich und einfühlsam erzählt.