Gute Geschichte, die den Horizont erweitert

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Hello Baby, geschrieben von Kim Eui-kyung und übersetzt von Inwon Park, thematisiert künstliche Befruchtung in Südkorea. Dabei geht es nicht nur um die verschiedenen Möglichkeiten, sondern vor allem auch um die Frauen, die sich diesen Behandlungen unterziehen.
Gemeinsam haben sie vor allem das „fortgeschrittene“ Alter und den Umstand, auf natürlichem Weg nicht schwanger werden zu können. Abgesehen davon könnten die Protagonistinnen jedoch nicht unterschiedlicher sein was familiäres Umfeld, Herkunft, Bildung, Beruf, finanzielle Situation, etc. angeht. Wobei – eine Sache ist doch noch relativ weit verbreitet: die Einmischung der Eltern und vor allem Schwiegereltern und der Druck, den diese auf die Frauen ausüben. Das scheint in Südkorea tatsächlich noch einmal ein ganzes Stück heftiger zu sein als hier bei uns. Klar wünschen sich auch hier viele potenzielle Großeltern Enkelkinder, aber in meinem Umfeld kenne ich zumindest keine Frau, die wöchentlich von ihrer Schwiegermutter telefonisch dazu belästigt wird.
Zum Plot möchte ich gar nicht viel sagen, denn da passt der Klappentext als Orientierung sehr gut. Im Buch begleiten wir mehrere Frauen auf ihrem Weg und kriegen durch den Perspektivwechsel verschiedenste Facetten der Kinderwunschbehandlungen mit: von schmerzhaften medizinischen Aspekten, über die unterschiedlichsten Verhaltensmuster der zugehörigen Partner, bis hin zum gesellschaftlichen und familiären Druck.
Die Frauen stehen zueinander über eine Nachrichtenapp in Kontakt und man spürt richtig, wie wichtig ihnen diese Gruppe ist: nur diejenigen, die selbst die Tortur durchmachen, können das Leiden der jeweils anderen wirklich verstehen und so werden die Frauen einander die wichtigsten Vertrauten, die über alle Aspekte der Situation reden können. Neben dem informativen Gehalt des Buches hat mir der Zusammenhalt unter den Frauen besonders gefallen!
Sprachlich ist das Buch unauffällig (was für eine gute Übersetzung spricht!) und lässt die Geschichte im Vordergrund stehen. So habe ich das Buch ungeplant in einem Rutsch durchgelesen.
Von mir gibt’s eine Empfehlung, vor allem für all diejenigen, die Geschichten über weiblichen Zusammenhalt mögen und auch mal außereuropäische Perspektiven lesen möchten.